Heute, am Ostersonntag anno 2015 nehme ich mir vor, wilde Narzissen im Tal der Olef zu inspizieren. Die Sonne scheint, und ich möchte das Abendlicht für ein paar Fotos nutzen. Zumindest möchte ich die dortige Gegend und die Lichtverhältnisse erkunden, den Fortschritt der diesjährigen Narzissenblüte prüfen und einen Bericht über die Narzissen-Wanderung vorbereiten.
Vom nördlichsten Punkt der Eifel mache ich mich nachmittags auf den Weg Richtung Süden. Vorbei am schönen Monschau, durch das Heckendorf Höfen Richtung Hellenthal.
Hinter Höfen, nicht weit von Schöneseiffen, werden neue Windkrafträder errichtet. Ich unterbreche meine Fahrt und sehe mir die am Boden liegenden riesigen Flügel und den Generator an. Ein paar Selfies sollen einen Eindruck von der Größe solch einer Anlage wiedergeben.
In Hellenthal mache ich einen kleinen Abstecher zur Staumauer der Olef. Ein Künstler hat sie mit riesigen Tiermotiven bemalt. Leider sind diese schon sehr verblasst. Trotzdem sind ein paar Aufnahmen fällig.
Weiter geht es nach Hollerath, das für seine Wintersportmöglichkeiten bekannt ist. Am Hollerather Knie parke ich. Tatsächlich fallen hier einige kleine Schneeflöckchen zur Begrüßung.
Am südlichen Ausgang des Parkplatzes wende ich mich nach rechts. Neben dem Weg sind Reste des Westwalls zu sehen, der mich noch ein geraumes Stück begleiten wird. Nach etwa 100 Metern biegt links ein Weg ab, den ich allerdings nicht nehme, denn ich möchte weiter geradeaus gehen. Trotzdem gehe ich wenige Schritte in den Weg hinein, denn hier steht ein Gedenkstein an die Ardennenschlacht, die 1944 hier an dieser Stelle begonnen hat.
Ich setze meinen Weg fort und folge der roten Narzissenroute. Links vom Weg verläuft die Grenze zu Belgien. Ein abgebrochener Baum liegt mitten über dem Weg. Ein Opfer des Sturmtiefs Niklas, das am Montag größere Schäden anrichtete.
Nach etwa 600 Metern entdecke ich einen lädierten Baum, neben dem ein Grenzstein steht. Nach weiteren 800 Metern führen mich ein Wegweiser mit der Aufschrift „Narzissenrundweg“ und das rot markierte Narzissen-Schild nach links hinab zum Oleftal.
Das Erste, was ich dort sehe, sind zwei blaue Dixi-Klos. Je eine Toilette für Damen und eine für Herren. Bei den Menschenmassen, die hier zur Narzissenblüte am Wochenende unterwegs sind, eine sinnvolle Einrichtung. Gegen die Verschmutzung durch Hunde gibt es allerdings keine Einrichtung.
Neben einer großen Tafel der NRW-Stiftung „Willkommen im Naturschutzgebiet Oleftal“ beginnt der gelb markierte Narzissen-Rundweg. Eine steile Böschung führt zur Olef hinab. Hier stehen die ersten Narzissen. Leider bin ich etwas zu früh. Die gelben Knospen sind aber schon zu sehen. Noch einige Tage, dann wird sich die Blütenpracht entfaltet haben.
Am belgischen Naturschutzgebiet-Schild erkenne ich, dass ich inzwischen Deutschland verlassen und belgisches Gebiet betreten habe.
Über eine kleine, geländerlose Holzbrücke quere ich die Olef. Der Pfad dahinter führt zu einem Hang mit einer riesigen Narzissenwiese. Die Knospen verraten, dass hier in einigen Tagen ein gelber Narzissenteppich zu sehen sein wird.
Überall stehen Schilder, die darauf hinweisen, dass das Betreten der Narzissenwiese verboten ist und die Wege nicht verlassen werden dürfen. Für Rindviecher, Wildschweine, Rehe und Hirsche, die sich nicht an das Verbot halten, ist oberhalb der Wiese ein Hochsitz aufgebaut. Vermutlich wird jede Übertretung mit einem Blattschuss geahndet.
Der Narzissenwanderweg biegt nun rechts ab. Nach einigen Metern durch einen Wald, öffnet sich das Tal und ich gehe parallel zur Olef am Hang entlang. Der Weg ist sehr aufgeweicht und ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche. Rechts von mir meandriert die Olef durch das Tal. Die steilen Uferwände müssten eigentlich ein Brutparadies für Eisvögel sein.
Etwa 600 Meter weiter senkt sich der Weg und biegt in das Jansbachtal ab. Rechts von mir schlängelt sich der Jansbach der Olef entgegen.
Die Abendsonne spiegelt sich im Wasser des Baches.
Und dann sehe ich sie doch noch – aufgeblühte wilde Narzissen an einer Böschung bis hinunter zu einem moorigen Gebiet. Deshalb kann ich mich auch nicht unterhalb der Narzissen platzieren um mit der Spiegelreflex gute Fotos zu schießen. Lediglich meine kleine Kompaktkamera halte ich mit einer Hand unter die Blüten und drücke ab.
Etwa einen Kilometer lang folge ich dem Jansbach, bevor ich an eine Wegkreuzung komme, an der ein Schild aufgestellt ist, das auf den belgischen Truppenübungsplatz Elsenborn hinweist. Mir war bis zu diesem Augenblick gar nicht bewusst, dass ich mich auf dem Gebiet des Camps befunden habe. Darf man wirklich hier schießen, wo die Narzissen sprießen?
Tatsächlich wurden auf dem Gelände noch vor kurzem Munitionstests durchgeführt. Schießübungen mit scharfer Munition sind aber noch heute an der Tagesordnung. Aus diesem Grund muss immer darauf geachtet werden, wann die einzelnen Zonen geöffnet bzw. gesperrt sind. Ich lese auf dem Zettel am Schild, dass in diesem Jahr das Gelände bis zum 15. Juni 08:00 Uhr frei zugänglich ist.
Ich nehme den asphaltierten Anstieg hinauf Richtung Oleftal/Hollerath. Nach etwa 1,5 Km erreiche ich die Olef. Sie geht in einen kleinen Teich über, in dessen Nähe sich eine Freizeitanlage befindet. Würde ich dort entlang gehen, käme ich wieder an die Stelle mit dem Dixi-Ensemble. Ich folge aber dem Wegweiser Richtung Hollerath.
Nach einigen hundert Metern erreiche ich wieder den Gedenkstein der Ardennenschlacht, von dem es nur noch einige hundert Meter bis zum Auto sind.
Knapp zwei Wochen später (inzwischen war ich auch im Narzissengebiet am Perlenbach) fahre ich wieder zum Parkplatz „Hollerather Knie“. Diesmal biege ich in den Weg am Ardennenschlacht-Gedenkstein links ein und gehe die wenigen hundert Meter hinunter zur Wegkreuzung an der Olef-Brücke. Dort wende ich mich nach rechts, vorbei an dem kleinen Olef-Teich, in dem sich viele Frösche tummeln. Eine Ente putzt sich gerade. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft sitzt ein Bisam im Wasser.
Ich passiere die Hütte an der Freizeitanlage. Etwa 1,5 km weiter erreiche ich nun wieder das „Dixi(e)land“.
Von der gegenüberliegenden Seite der Olef leuchtet mir ein Meer wilder Narzissen entgegen. Ich gehe hinüber und fotografiere die Blütenpracht.
Wenn du auch einmal wilde Narzissen bei Hollerath erwandern möchtest, so empfehle ich dir zwei unterschiedlich lange Rundwanderungen:
- Vom Parkplatz „Hollerather Knie“ folgst du der rot markierten Narzissenroute entlang den Panzersperren, bis der Wegweiser „Narzissenrundweg“ dich nach links hinab in das Oleftal führt. Bei den Dixi-Klos solltest du einen kleinen Abstecher hinüber zu den Narzissenwiesen machen. Du kannst dich aber auch ohne Abstecher direkt nach links wenden und in Richtung Freizeitanlage/Olef-Teich gehen. Kurz vor der Olef-Brücke folgst du links dem Wegweiser Richtung Hollerath.
In der Kopfzeile der folgenden Karte kannst du dir die beschriebene Route als GPX-Datei herunterladen. - Vom Parkplatz „Hollerather Knie“ gehst du bis zum Ardennenschlacht-Gedenkstein, hier biegst du links ab und wanderst hinunter zum Oleftal. Dort wendest du dich scharf nach rechts, gehst am Olef-Teich und der Freizeitanlage vorbei bis zur Kreuzung mit den Dixi-Klos. Dort links hinunter über die Olef zur Narzissenwiese. Dem Narzissenschild folgst du nach rechts durch ein kleines Waldstück. Du gehst nun linksseitig oberhalb der Olef entlang bis der Weg eine Linkskrümmung macht und in das Jansbachtal führt. Dort wanderst du bis zur Kreuzung mit dem Elsenborn-Camp-Schild und wendest dich dann nach links hoch Richtung Hollerath.
Auch hier kannst du dir in der Kopfzeile der folgenden Karte die beschriebene Route als GPX-Datei herunterladen.
Die Tour 1 ist ca. 5 km lang und die Tour 2 ca. 7 km. Natürlich kannst du auch beide Touren miteinander verbinden. Jedenfalls wünsche ich dir viel Spaß beim Erwandern der „Olef-Narzissen“!