Heute, an einem Tag Anfang Februar, fahren wir zu den Vogelkijkhutten in die Niederlande, um viele seltene Vögel vor die Linse zu bekommen.

Zu den Vogelkijkhutten (Vogelbeobachtungshütten) in den Niederlanden ist es recht weit. Bis nach Emmen müssen wir fahren. Wir, das sind Klaus und ich. Um 4:17 Uhr fahre ich von zu Hause ab, um mich mit Klaus um 5:30 Uhr zu treffen. Mit seinem Auto geht es dann auf die zweieinhalbstündige Fahrt nach Emmen.

Kurz nach 8 Uhr erreichen wir unser Ziel. Erst einmal wird die nähere Umgebung erkundet, bevor wir über den Code zur Schlüsselbox, den wir vom Eigentümer erhalten haben, den Beobachtungs-Container entern. Im Container sind Ablageflächen und vier Bürorollstühle, die vor den vier verglasten Beobachtungsluken stehen. Das Glas ist beschichtet, sodass wir zwar die Vögel, sie uns aber nicht sehen können. Daneben gibt es in den Vogelkijkhutten verhangene Luken, durch die wir die Objektive der Kameras schieben können. Klaus und ich sind heute die einzigen Besucher. Damit haben wir alle Beobachtungsplätze für uns und können mal die einen und mal die anderen benutzen.

Toll ist, dass der Container in den Boden eingelassen wurde, damit man eine möglichst flache Beobachtungsposition zum Volièrenboden hat.

Der Container ist beheizbar. Aber diese Zusatzkosten sparen wir uns. Wir sind warm angezogen und abgehärtet. Hundert Euronen hat übrigens jedem von uns die Hüttenmiete gekostet. Das ist zwar viel Geld, aber andererseits verschlingt mit Sicherheit der Aufwand zum Erwerb und Unterhalt der enorm vielen Vögel und auch die Anschaffung, Aufstellung und Ausstattung der Container größere Summen.

Beim Blick durch die Beobachtungsluken tut sich eine riesige künstlich errichtete Landschaft vor uns auf. Es ist eine von mehreren unglaublich großen Volièren auf diesem Gelände.

Wir haben die kleinere Volière den Vogelkijkhutten mit den „Wintervögeln“ gemietet. Für die Sommervögel steht in der warmen Jahreszeit ein dreimal so großes Gehege mit drei Beobachtungs-Containern zur Verfügung, in dem Beutelmeisen, Bienenfresser u.v.a.m. beobachtet werden können.

Nachteilig ist, dass die Vögel alle beringt sind, um die Herkunft nachzuweisen. Manche Fotografen „pixeln“ die Ringe mit Photoshop weg, um Wildlife-Fotos vorzutäuschen. Aber das ist nicht meine Art.

Ein weiterer Nachteil wird deutlich, nachdem der Eigentümer turnusgemäß Zweige mit Beeren für die Vögel anbringt. Diese Zweige bindet er an die vorhandenen Zweige in der Volière oder steckt sie in das Ende eines (oft unpassenden, andersartigen) Zweiges. Die Nahtstellen sind für die Fotografie mehr als suboptimal.

Ganz nahe bei unseren Beobachtungsluken gibt es zusätzliche Futterstellen mit Streufutter, an denen man die Vögel aus nächster Nähe ablichten kann.

 Ich bedauere, dass ich es versäumt habe, die Volièren mit dem Smartphone zu fotografieren. Aber unser Fokus lag selbstverständlich auf den Vögeln.

Natürlich ist es ein ganz anderes Erlebnis und viel spannender, ein Tüpfelsumpfhuhn oder einen Kreuzschnabel oder einen Seidenschwanz in freier Natur aufzuspüren (siehe:  Kann man mit schiefem Maul saufen? – Kiefernkreuzschnäbel in Driebergen (NL) und Ein Sumpfhuhn ist selten allein – Beobachtungen bei Koblenz und Bregenz und Senza erotico: Seidenschwänze in Moers ). Aber heute haben wir die Gelegenheit, in den Vogelkijkhutten zusätzlich Vögel zu fotografieren, die man normalerweise nicht vor die Linse bekommt. Zumindest nicht in Westeuropa. Z.B. einen Hakengimpel (Nord- und Osteuropa), eine Lasurmeise (Osteuropa, Asien), eine Samtkopf-Grasmücke (Spanien, Italien, Marokko) oder ein Rubinkehlchen (Sibirien, Asien). Und das quasi ganz gemütlich vom Bürosessel aus.

Direkt vor uns befindet sich ein kleiner künstlicher Teich, in dem ein Zwergtaucher ein paar Runden dreht. Im Teich spiegelt sich das Sonnenlicht.

Auch das Tüpfelsumpfhuhn nimmt sein morgentliches Bad.

Immer mehr gefiederte Wesen konsultieren den Teich. Insbesondere die Kreuzschnäbel brauchen nach dem Fressen stets ein Getränk. Und der Girlitz schleicht sich immer heimlich von der Seite an das Gewässer heran.

Spannend ist auch die Beobachtung des Wendehalses (eine Spechtart), der optisch mit der Rinde seines Lieblingsbaumes verschmilzt und dann kaum zu entdecken ist, im Gegensatz zu seinem Kollegen, dem Mittelspecht.

So fotografieren Klaus und ich mehr als 8 Stunden lang immer dieselben Vögel. Gegen 16:30 Uhr packen wir ein und gehen noch einmal über das Gelände. Der Eigentümer und sein Sohn richten gerade die riesige Sommervolière her. Wir können über die Dimension nur staunen.

Gegen 17 Uhr machen wir uns von den Vogelkijkhutten aus auf den Heimweg, und um 20:30 Uhr bin ich endlich wieder zu Hause. Klar, werden die Fotos noch auf den Rechner übertragen und gesichtet. Auch, wenn mich der Sekundenschlaf ständig übermannt…