Heute möchte ich dir über einen Glücksfall besonderer Art berichten: Über die Beobachtung der blauen Frösche während der nur wenige Tage dauernden Moorfrosch-Balz.
Ein Glücksfall, weil erstens der Moorfrosch äußerst selten ist, zweitens die Männchen während der Balz nur wenige Tage blau sind und drittens habe ich zufällig den im Grunde einzigen Tag in diesem Jahr erwischt, der auch wettermäßig schön genug war, um dieses Schauspiel zu fotografieren.
Warum werden die Männchen der Moorfrösche während der Balz blau? Nun, meine Frau hat sofort die pragmatische Lösung parat: „Die müssen sich ihre Kröten schönsaufen!“. Eine logische Erklärung für einen komplizierten Vorgang.
Eigentlich hatte ich mich mit meinem Kumpel Peter am Samstag, dem 26.03.2016 für eine Fahrt zum De Wittsee verabredet. Der De Wittsee, über den ich später noch mehrfach berichten werde, ist etwa 90 km von Gey entfernt. Am Vorabend rufe ich Peter an:
„Peter, wenn wir morgen am De Wittsee waren, würde ich gerne noch zu den Moorfröschen. Könnte sein, dass die im Augenblick balzen.“
„Wo sind die denn?“
„Ganz in der Nähe vom De Wittsee gibt es welche und oben im Münsterland. Könnte sein, dass die blau sind.“
„Du willst doch nicht etwa mehr als 200 km für ein paar besoffene Frösche fahren?“
„Doch. Wenn wir sie im Galgenvenn nicht sehen, fahren wir ins Münsterland. Andere fliegen sogar tausende Kilometer weit, nur um ein paar alte Steinhaufen der Ägypter oder Inkas zu sehen.“
„Mmmm“
Am nächsten Morgen um 06:00 Uhr fahren wir los. Nachdem wir am De Wittsee ausgiebig fotografiert haben (wie gesagt, ich werde hierüber noch intensiv berichten), machen wir uns auf den kurzen Weg zum Galgenvenn. Wir hören die Moorfrösche zwar, aber so richtig blaue Exemplare sehen wir nicht. Vielleicht ist hier der Balz-Höhepunkt auch schon überschritten und die Männchen schon längst wieder nüchtern.
Peter erklärt mich für verrückt, dass ich tatsächlich jetzt noch ins Münsterland fahren will:
„Die werden dort auch nicht blauer sein, als hier.“
„Wir werden es nie erfahren, wenn wir nicht dort waren!“
Also fahren wir los. Obwohl Peter mich wegen meiner Gelüste für verrückt erklärt hat, hat er doch bereits schon am Vorabend genau recherchiert und den exakten Zielpunkt in das Navi eingegeben. Damit habe ich insgeheim gerechnet, denn ich weiß, dass Peter mindestens so verrückt ist wie ich.
Am Zielort angekommen packen wir die Ausrüstung und begeben uns auf den ausgeschilderten Pfad. Eine junge Frau und ein älterer Herr kommen uns entgegen und ich frage direkt: „Und, sind sie da?“.
Die beiden wissen sofort, was ich meine: „Ja! Wir holen gerade das schwerere Equipement! Gehen Sie weiter durch, bis zum Tümpel mit der Bank. Da sind noch mehr Fotografen!“.
Triumphierend schaue ich Peter an. Das hatten wir noch nie. Auf Verdacht losgefahren und direkt einen Volltreffer gelandet!
Am Steg mit der Bank angekommen, unterhalten wir uns mit den dort anwesenden FotografInnen, und dann beginnt das Amok-Shooting auf die armen Moorfrösche. Die merken es nicht, die sind ja blau. Richtig blau! Ein Glückstag!
Auch Peter ist von den Socken. Das hätte er nicht gedacht!
Immer mehr Fotografen trudeln ein, um die verliebten Frösche abzulichten. Viele Kontakte können wir knüpfen und erfahren wieder einige lohnenswerte „Locations“. Natürlich können auch wir mit unseren Eifel-Orchideen (hierüber werde ich ebenfalls gelegentlich noch berichten) gute Informationen beisteuern.
Gegen 18:00 Uhr machen wir uns auf die mehr als 200 km weite Rückfahrt. Seit heute früh um 06:00 Uhr sind wir nun unterwegs und haben noch nichts gegessen. Dazu war der Tag viel zu spannend. Allerdings bin ich froh, als ich gegen 20:45 Uhr endlich zu Hause bin. Sofort spiele ich natürlich die Fotos auf meinen Rechner. Der Gutenachtkuss meiner Frau weckt mich auf. Bin ich doch glatt am Computer eingeschlafen…
Mehr als eine Woche später, am 05.04.: Wieder fahre ich, wie so oft in der letzten Zeit, zum De Wittsee, um dort spannende Tieraufnahmen zu machen. Diesmal ohne Peter, denn der muss für sein Geld noch arbeiten. Mich lässt am De Wittsee insgeheim der Gedanke nicht los, noch einmal zu den blauen Fröschen ins Münsterland zu fahren. Eigentlich ein völlig unsinniger Gedanke, zumal die Frösche nur etwa 4 Tage blau sind. Ein Test im nahe gelegenen Galgenvenn zeigt: alle Frösche weg.
Trotzdem fahre ich noch einmal ins Münsterland. Natürlich sind auch dort die Frösche nicht mehr blau. Sie sind eigentlich auch gar nicht mehr da.
Mit einem freundlichen älteren Herrn komme ich ins Gespräch. Er erklärt mir, dass vor mir einige Schmetterlings-Experten da waren und nach dem Birken-Jungfernkind Ausschau gehalten haben, aber wohl kinderlos geblieben sind.
Ich mache ein paar Landschaftsaufnamen vom Moor, lasse den Herrn zurück und gehe einige Meter weiter. Als ich zurückkomme, deutet er auf eine Stelle: „Da ist ein Frosch!“.
Ich sehe ihn. Und etwa zwei Meter weiter wartet ein Moorfrosch-Weibchen. Das Moorfrosch-Männchen hüpft auf sie zu, packt sie nach Ringer-Manier und schwingt sich auf ihren Rücken. Das sieht mir nicht nach Liebe, sondern eher nach Vergewaltigung aus.
Im Licht der Sonne sehen wir es nun deutlich: Das Männchen hat seine blaue Färbung angenommen, während das darunter befindliche Weibchen braun ist.
Es hat sich absolut gelohnt, wider besseren Wissens hierher zu fahren!
Vor lauter Glück hüpfen die jungen Eheleute noch ein Weilchen durch den Moortümpel. Solange, bis ich genug fotografiert habe. Über uns kreisen ein Habicht und ein Falke. Der ältere Herr macht mich darauf aufmerksam und verabschiedet sich.
Auch ich packe nun meine Ausrüstung zusammen und gehe den Weg durch das Moor zurück zum Auto. Mit einem jungen Ehepaar komme ich ins Gespräch. Sie kennen Düren und waren auch schon im Hürtgenwald. Eine gute Gelegenheit, meine Karte mit der Internetadresse von eifelpanorama an den Mann zu bringen.
Glücklich über den gelungenen Tag fahre ich heimwärts. Dass ich diesmal beim Einspielen der Fotos wieder eingeschlafen bin, verrate ich natürlich nicht…
Toller Bericht und schöne Bilder.
Vielen Dank und weiter so.
Hi Guido,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Freut mich, mal wieder von dir zu hören!
Liebe Grüße
Ronald