Den Mond fotografieren, im Vordergrund ein markantes Gebäude und das während der Vollmond-Phase an Neujahr 2018! Der Mond ist besonders nah an der Erde, weshalb er auch besonders groß erscheint. Dieses Phänomen wird „Supermond“ genannt. Ob Petrus mit mir gnädig ist? Wie immer werden Geduld und Ausdauer auf eine harte Probe gestellt.
Ich will den Mond fotografieren. Alles habe ich mir so schön ausgerechnet und bis ins Detail geplant. Bis auf den Meter genau weiß ich, wo ich mit meiner Kamera frühmorgens stehen muss, damit der Supermond exakt hinter dem Funkturm in Großhau (von den Einheimischen auch liebevoll „Eifelhörnchen“ genannt) untergehend fotografiert werden kann.
Also stehe ich am Neujahrsmorgen 2018 auf, während Andere gerade zu Bett gehen und fahre bei sternklarem Himmel zum Aufnahmeort meiner Wahl. Genau hinter dem Funkturm zieht im Westen eine dicke Wolkenschicht auf – umsonst zeitig ins Bett, umsonst zeitig aufgestanden und umsonst gefahren. Monduntergangsfoto ade.
Aber es gibt am Abend ja noch den Mondaufgang. Während der Mond heute im Westen unterging, wird er heute Abend im Osten aufgehen. Einen geeigneten Standort, um den Mondaufgang hinter dem Großhauer Funkturm zu fotografieren, finde ich nicht.
Östlich von meinem Dorf gibt es stattdessen einen geeigneten Standort, um den aufgehenden Mond hinter der Drachenfels-Ruine im Siebengebirge bei Bonn-Bad Godesberg abzulichten. Leider spielt auch hier das Wetter nicht mit. Heute gibt es nichts mehr mit „Mond fotografieren“.
Am nächsten Tag, dem 02.01.2018 starte ich einen neuen Versuch. Wieder vermasseln Wolken mir die gewünschten Aufnahmen.
Die nächste Gelegenheit, den Vollmond hinter Funkturm sowie Drachenfels zu fotografieren, bietet sich am 30.01.2018. Wieder bin ich zeitig unterwegs, um den Funkturm mit Mond abzulichten. Sekundengenau ziehen vor dem untergehenden Mond Wolken auf, die mir das geplante Bild erneut verderben. Wieder kann ich nicht den Mond fotografieren, wie ich es mir vorstelle.
Bereits am späten Vormittag fahre ich mit Peter Richtung Bad Godesberg. Das Wetter ist hervorragend und wir wollen vor dem Mondaufgang noch überwinternde Vögel fotografieren. Wir haben das Glück, Kernbeißer aus der Nähe abzulichten (siehe: Wird aus Mehlwürmern Mehl gemacht? Oder: Unsere Singvögel im Winter).
Mein errechneter Aufnahmeort für den Mond hinter der Drachenfels-Ruine liegt bei Wachtberg. Mit Editha treffen wir uns dort etwa eine dreiviertel Stunde vor Mondaufgang. Leichte Schleierwolken lassen nichts Gutes ahnen. Und tatsächlich: Vom Mond nichts zu sehen.
Zwei Tage später geht es mir mit dem Mond und dem Eifelhörnchen ähnlich. Aber wenigstens kann ich den Mond fotografieren, kurz bevor er das Eifelhörnchen erreicht.
Den Mond fotografieren ohne irdischen Vordergrund, ist dagegen kein Problem. Da brauche ich kaum etwas zu planen. Lediglich ein Kalender, der die Mondphasen anzeigt und ein klarer Himmel sind notwendig. Für dieses Bild vom zunehmenden Mond, das ich 2019 in der klaren Höhenluft von Höchenschand aufnehme, wende ich eine spezielle Technik an, um möglichst viele Details der Mondoberfläche zu erhalten. Näheres darüber kannst Du hier erfahren:
- Mondfotografie – Hat der Mann im Mond Pickel?
- Fitswork – Hochauflösende Mondfotos erstellen
- RegiStax – Hochauflösende Mondfotos erstellen
- Fotos schärfen – Der LAB-Modus in Photoshop
Natürlich gebe ich mein Vorhaben nicht auf, den Vollmond hinter Funkturm und Drachenfels zu fotografieren. Bei minus 11 Grad Celsius fahre ich am 28.02.2018 erneut zu einem errechneten Monduntergangsort. Diesmal habe ich wettermäßig Glück. Allerdings ist mein gutes 600er in Reparatur, und die Ersatzoptik wird bei Canon für mich gerade zur Abholung fertig gemacht. So muss ich mit einem weniger guten Objektiv an einer weniger guten Kamera vorlieb nehmen. Beim letzten Versuch ging der Mond während des Sonnenaufgangs unter. Heute ist es noch stockdunkel, so dass ich nur die Silhouette des Funkturms vor dem Mond fotografieren kann. Aber immerhin…
Erst warte ich eine halbe Stunde auf den Monduntergang bzw. darauf, dass der Mond den Funkturm „berührt“, wobei ich stets kleinere Standortkorrekturen vornehme. Dann passiert alles blitzschnell: In Abständen von 5 Sekunden schieße ich um genau 6:15 Uhr und 34 Sekunden die ersten drei Fotos. Dann korrigiere ich meinen Standort (das muss sein, weil der Mond nicht senkrecht, sondern „schräg“ untergeht). Noch zwei Fotos schieße ich schnell hintereinander. Es sind 6:16 Uhr und 45 Sekunden. Noch einmal korrigiere ich den Standort und drücke um 6:17 Uhr und 42 Sekunden auf den Auslöser. Dann erfolgen die letzte Standortkorrektur und das letzte Foto, das ich um 6:18 Uhr und 54 Sekunden erstelle. Drei Minuten und 20 Sekunden Zeit für ein lange geplantes Foto! Gut, dass ich alles so minutiös vorbereitet habe! Ohne eine für die Fotoplanung geeignete App hätte ich den genauen Standort für dieses Bild nicht ermitteln können (Wie man mit so einer Planungs-App umgeht und was man alles damit machen kann, erfährst Du hier: „PlanIt Anleitung – PlanIt! für Fotografen„).
Was aber nützt die tollste Planungs-Software, wenn Petrus Dir beim Mond fotografieren einen Strich durch die Rechnung macht? Denn für den geplanten Mondaufgang hinter dem Drachenfels hat Petrus an diesem sonst wunderschön sonnigen Tag wieder einmal eine Dunstglocke über den Rhein und das Siebengebirge gelegt, so dass der Mond erst lange nach seinem Aufgang zu sehen ist.
Fotografieren ist ein harter Job! Besonders, wenn man den Mond fotografieren will.
Ein halbes Jahr später, am 27.07.2018 ist eine Mondfinsternis mit „Blutmond“ am Nachthimmel zu sehen. Ganz in der Nähe des Franziskaner-Klosters Vossenack nehme ich mit zahlreichen anderen Mondsüchtigen Aufstellung. So extrem dunkel hätte ich mir den Mond nicht vorgestellt.
Das Besondere an dieser ungewöhnlich langen Mondfinsternis ist nicht nur der „Blutmond“, sondern auch die Nähe des Planeten Mars.
Am 21.01.2019 gibt es die nächste Gelegenheit, den Supermond während seines Untergangs hinter dem Großhauer Fernsehturm zu fotografieren. Der Himmel ist diesmal wolkenfrei. Allerdings flimmert trotz der 8 Minusgrade die Luft, so dass weder am Mond noch am Funkturm scharfkantige Bilder möglich sind.
In der Hoffnung auf mein Mondfoto mit Drachenfels-Ruine verabrede ich mich am späten Nachmittag mit Editha in Wachtberg. Der errechnete Ort bei Wachtberg ist weit genug vom Drachenfels entfernt, damit die Ruine klein genug erscheint, um komplett in die Mondscheibe zu passen. Mit PlanIt! habe ich das im vorhinein ausgiebig simuliert. Auf der Fahrt zum Treffpunkt schaue ich immer wieder Richtung Siebengebirge, das hinter dem Dunst nicht zu sehen ist. Wie soll da der Mond erscheinen? Gefrustet würde ich am liebsten sofort wieder umkehren.
Als ich mich mit Editha bei Wachtberg treffe, äußere ich ihr gegenüber meine Zweifel, ob das mit dem Mond fotografieren heute überhaupt klappt. Sie ist allerdings optimistisch. Um 17:44 Uhr sind wir mit dem aufgehenden Mond verabredet. Am Fuß der Bäume neben der Ruine sehe ich plötzlich etwas Helles. Ein Scheinwerfer, eine Tachenlampe? Nein, es ist der aufgehende Mond! Jetzt wird es stressig. Genau um 17:43 Uhr und 59 Sekunden schieße ich das erste Mondfoto. Um genau 17:46 Uhr umschließt der Mond bereits komplett die Burgruine. Zwischen den Fotos müssen Editha und ich immer wieder 10-20 Meter nach links laufen, um den wandernden Mond in der richtigen Position hinter dem Drachenfels zu erwischen. Um 17:46 Uhr und 42 Sekunden gelingt mir das wohl schönste Foto aus der Serie. Schon knapp fünf Minuten nach dem ersten Erscheinen des Mondes verlässt er bereits wieder den letzten Zipfel der Drachenfels-Ruine.
Ich freue mich riesig, dass ich nach über einem Jahr endlich mein Wunschfoto im Kasten habe!
Wenn Du ebenfalls solche oder ähnliche Fotos vom Mond fotografieren möchtest, musst Du dies minutiös planen. Wie das geht, beschreibe ich in meiner Serie über die Planungs-App „PlanIt! Pro für Fotografen“. Näheres findest Du hier:
- PlanIt Anleitung – PlanIt! für Fotografen
- Fotoplanung mit PlanIt! für Fotografen
- PlanIt Markierung – Der Szenenstandort
- PlanIt Kalender – Mond-Phasen ermitteln
- PlanIt Kamerastandort ermitteln – Planungselemente
- PlanIt Tutorial – Mondfoto planen mit der Ereignissuche
- Milchstraßenfotos planen – PlanIt! und andere Werkzeuge
- Startrails – Planen mit PlanIt! für Fotografen
- Fundorte notieren – App statt Notizbuch
Danke für die schönen Bilder. Ich bewundere deine Ausdauer! Weiter viel Freude am fotografieren und alles Gute.
Liebe Isa,
vielen Dank für Deinen schönen Kommentar und die guten Wünsche!
Ich wünsche Dir ebenfalls viel Freude beim Fotografieren und viele schöne Motive!
Liebe Grüße an Dich und Deine „bessere Hälfte“.
Ronald