Apollo 13 wäre fast nicht auf die Erde zurückgekehrt, der Mosel-Apollo dagegen kämpft darum, auf der Erde bleiben zu dürfen. Denn der wunderschöne Rote Apollo (auch Apollo-Falter genannt) gehört zu den am stärksten bedrohten Schmetterlingsarten in Europa. Da die Unterart des Roten Apollo, der „Mosel-Apollo“, im südlichsten Teil unserer Eifel vorkommt, ist das ein Grund für mich, ihm einen Besuch abzustatten.
Im Dortebachtal bei Cochem-Klotten, in der Nähe der Moseltalbrücke der A61 und oberhalb von Valwig findet man ihn. Dort wird er Mosel-Apollo genannt, denn es ist eine der Unterarten des Roten Apollo. In Valwig gibt es den Apolloweg. Hier will ich dem seltenen Mosel-Apollo begegnen.
Aber nicht nur den Mosel-Apollo und viele Fotografen findet man auf dem Apolloweg, sondern auch eine Vielzahl anderer interessanter Lebewesen.
Natternkopf, Kolibrischwärmer, Stieglitz und Dompfaff
Beim ersten Besuch des Apolloweges halten Peter und ich uns lange am falschen Ort auf. Der Lohn: Viele Taubenschwänzchen naschen an den Natternköpfen, die an einem der steilen Abhänge stehen. Manche Leute meinen, es handle sich um Kolibris. Tatsächlich sind es aber Schmetterlinge. Sie werden oft „Kolibrischwärmer“ genannt.
Die Temparaturen gehen heute langsam auf die 30°-Marke zu, und ich bin froh, genug Sonnencreme und Apfelschorle mitgenommen zu haben. Die eiskalten Apfelschorleflaschen habe ich zu Hause in Alufolie eingewickelt. Das wirkt wie eine Thermoskanne und hält die Getränke lange kühl.
Noch ahnen wir nicht, dass wir später einem echten Natternkopf begegnen werden.
Zuerst jedoch kann ich ein Tagpfauenauge, Stieglitze (Distelfinken) und ein Gimpel- (Dompfaff-) Pärchen beim Küssen fotografieren.
C-Falter, Eidechse und Schlange
Einige Smaragdeidechsen huschen über den Weg, jedoch leider zu unerwartet und zu schnell, um fototechnisch reagieren zu können. Allerdings schaffe ich es, eine Mauereidechse abzulichten.
Am Brunnen, kurz vor dem Aussichtspunkt Hahnenberg begegnen wir einem C-Falter. Das Zeichen auf den Unterflügeln, das an den Buchstaben „C“ erinnert, hat dem Falter seinen Namen gegeben.
„Eine Schlange!“ ruft Peter kurz darauf. Tatsächlich! Eine kapitale, offensichtlich gut genährte Barrenringelnatter kreuzt unseren Weg. Die in ihrem Bestand gefährdete Barrenringelnatter erreicht Längen zwischen 1,60 m (üblicherweise) bis max. 2,00 m (in Ausnahmefällen).
Am Aussichtspunkt Hahnenberg
Am Aussichtspunkt „Hahnenberg“ haben wir einen herrlichen Blick auf die Mosel, den Ort Valwig und Cochem-Sehl mit dem Kloster Ebernach.
Uns dagegen hat eine seltene, vom Aussterben bedrohte Zippammer im Blick. Sie steht in Deutschland auf der Roten Liste der Brutvögel. Die Zippammer bevorzugt wärmebegünstigte Gegenden, u.a. steile Weinberg-Biotope.
An der Mosel sind die Weinberge besonders steil, und ich frage mich, wie die Weinbauern bei der schwierigen, nicht maschinell durchführbaren Arbeit an diesen extrem steilen Hängen noch wettbewerbsfähig bleiben können. Die Weinbauern hier haben deshalb auch extreme Schwierigkeiten, Nachfolger für ihre Betriebe zu bekommen. Viele verwaiste Weinberge (Brachen) zeugen von diesen Problemen.
Der erste Mosel-Apollo
Eine Stunde müssen wir bis zur Sichtung des ersten fotografierbaren Mosel-Apollos warten. Eine halbe Stunde später erwischen wir dann noch einen weiteren dieser Falter.
Die viele Sonne an diesem ungeschützten Ort zwingt uns leider zum Rückzug und zur Heimfahrt.
Die Apollo-Hütte, die Zippammer und der Mosel-Apollo
Am nächsten Tag bin ich aber wieder vor Ort. Diesmal sehe ich mir die Apollo-Hütte an. In ihrem Umfeld kann ich aus relativer Nähe wieder eine Zippammer fotografieren.
Fast vier Stunden muss ich auf dem Hahnenberg ausharren, bis diesmal der erste Apollo fotografiert werden kann. Die Temparatur liegt inzwischen bei 35° Celsius. Hier ist eine der wärmsten Stellen am Hang. Willi, ein Fotografenkollege, der inzwischen eingetroffen ist, erwischt den Falter leider nicht.
Eine dreiviertel Stunde später sehen wir wieder einen Apollo-Falter. Diesmal kommt Willi ebenfalls zum Zug. Nach und nach treffen auch andere Naturfreunde und Wanderer am Hahnenberg ein. Die meisten sind nicht so ausdauernd wie Willi und ich.
Viele Schmetterlingsarten am Apolloweg
Gegen 12:30 Uhr wird die Hitze so groß, dass sich fast alle hinunter in das Tal begeben. Nur ich bleibe hier oben. An einem schattigen Ort nutze ich die Gelegenheit, Kaisermantel, Ulmen-Zipfelfalter (wegen der weißen „W“-Zeichnung hat er den lateinischen Namen Satyrium w-album) und den in Deutschland vom Aussterben bedrohten Brombeer-Perlmutterfalter abzulichten. Leider erwische ich nur den „Kleinen Fuchs“. Den „Großen Fuchs“, der weitaus seltener ist, erwische ich leider nicht. Auch nicht den Scheckenfalter, den es hier oben geben soll.
Einen Russischen Bären kann ich noch unter relativ schlechten Lichtverhältnissen fotografieren. Es handelt sich um einen großen Nachtfalter.
Auf einer schattigen Bank ruhe ich mich etwas aus, bis Willi und einige andere zu einem zweiten Apollo-Versuch wieder vorbeikommen. Gemeinsam gehen wir zum Hahnenberg. Ich bin glücklich, dass Willi mir eine meiner inzwischen leeren Apfelschorleflaschen mit frischem, mitgebrachtem Sprudelwasser füllt (Willi, noch einmal vielen Dank dafür!!).
Ödlandschrecke und Mordwanze
Ich sehe eine Rotflügelige Ödlandschrecke fliegen. Nur im Flug sieht man ihre roten Flügel. Sobald sie sich niedersetzt, ist sie kaum noch zu sehen. Weil die Schrecke nicht allzu schreckhaft ist, ist sie eine leichte Beute für unsere Kameras.
Auf dem weißen T-Shirt eines anwesenden Filmers sehe ich ein Insekt. Ich sage: „Nicht bewegen!“ und hole flugs meine Kamera. Er ahnt nicht, dass eine Mediterrane Mordwanze gerade auf der Suche nach einer günstigen Einstichstelle ist. Aber für die Kunst muss man halt Opfer bringen…
Noch mehr Wanzen entdeckt einer der Anwesenden an einer Pflanze. Darunter auch eine Rote Mordwanze.
Noch ein Mosel-Apollo zum Schluss
Gegen 18:00 Uhr machen wir uns wieder auf den Heimweg. Gerade als wir losgehen, entdeckt Willi noch ein Exemplar des Mosel-Apollo an einer Flockenblume, der Lieblingsspeise des Falters. Leider ist der Protagonist schon etwas ramponiert.
Mein erster Weg auf der Rückfahrt führt mich zu einer Tanke mit kalten Getränken. Tanken muss ich auch noch. Ich wundere mich, dass der junge Mann an der Kasse mir einen schönen Feierabend wünscht. Als ich zu Hause in den Spiegel schaue, sehe ich, dass mein Gesicht noch teilweise weiß von der Sonnencreme ist. Er hat bestimmt gedacht, ich wäre Anstreicher…
Wenn Du solche besonderen Objekte gefunden hast, Solltest Du Dir den Fundort notieren. Eine komfortable Möglichkeit beschreibe ich hier: Fundorte notieren – App statt Notizbuch
Viele neue und schöne Bilder hast du von deinem Ausflug mit Peter mitgebracht. Es war wie immer eine informative Geschichte, welche du hier veröffentlichst.
Dass du das Taubenschwänzchen so scharf abbilden konntest ist schon fast ein Wunder.
beste grüße heinz
Hallo Heinz,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Bei der Vielzahl der Taubenschwänzchen dort, war es eigentlich kein großes Problem, den einen oder anderen Protagonisten gut zu erwischen.
Liebe Grüße
Ronald