Heute war ich wieder einmal am Hexenplatz, um weitere Bilder für mein Naturfotografie-Projekt von der Kall zu schießen. Der Hexenplatz und seine Umgebung sind immer einen Besuch wert.
Um 5:00 Uhr fahre ich bei ca. 11° Celsius von zu Hause los. Eine halbe Stunde später und 25 km weiter komme ich bei unter 3° Celsius am Hoscheit zwischen Paustenbach und Konzen an. Weil solche Temparaturunterschiede nicht ungewöhnlich sind, habe ich neben meinem BW-Nässeschutz-Anzug auch immer die Wärme-Jacke dabei.
Also rein in die Klamotten und die wichtigsten Utensilien in den Taschen verstaut: externes Blitzlicht, Transmitter, Winkelsucher, Reflektor, Ersatzakkus für Blitzlicht und Kamera, Ersatz-Speicherkarten, Gorillapod (für das externe Speedlight) und 1,4-fach Extender. Auf der 7D habe ich mein 300er 4.0 und auf der 5D2 das 100ter Makro mit aufgepflanztem Zangenblitz. Ach ja – die Funkfernbedienung nehme ich vorsichtshalber auch mit. Die 7D montiere ich auf das Stativ, das natürlich auch nicht fehlen darf.
Über die rechte Schulter hänge ich die 5D2 und in der Hand halte ich das Stativ mit der 7D und mache mich auf den Weg. Zuerst rüber zum Biberteich, ob sich da etwas tut. Meine letzte Biberbeobachtung war Ende April. Damals schoss ich die folgenden Fotos.
Heute habe ich aber Pech. Vermutlich sind die Biber noch intensiv mit dem Nachwuchs beschäftigt und halten sich in Deckung.
Auch das Eichhörnchen, welches sich in der Nähe des Biberteiches
aufhält und eines Morgens um mich herumtanzte, lässt sich nicht blicken.
Ich gehe zurück um nachzusehen ob der hier vorhandene größere Bestand der Moorlilie schon anfängt zu blühen. Über dem Venn liegt Nebel, durch den die Sonne sich bereits durchgekämpft hat. Diese herrliche Stimmung muss natürlich auf die Speicherkarte gebannt werden.
Die Moorlilie macht noch keine Anstalten zu blühen. Ich werde in zwei Wochen noch einmal nachsehen. An einer anderen Stelle in der weiteren Umgebung hatte ich bereits vor zwei Jahren einen kleinen Moorlilien-Bestand entdeckt und für mein Naturfotografie-Projekt fotografiert.
Ich gehe Richtung Hexenplatz und mache dort meine Runde, immer Ausschau haltend nach willenlosen Insekten – nichts. Gegenüber April hat sich die Vegetation komplett verändert. Da, wo im April die wilden Narzissen blühten, steht jetzt hohes Gras, das mir bis über die Hüfte reicht.
Plötzlich steht ein Reh vor mir und starrt mich an.
Bevor das Reh schreckend (Warnlaute ausstoßend, die sich wie eine Art Bellen anhören) das Weite sucht, kann ich noch ein paar Aufnahmen machen. Auch die galanten Sprünge des Tieres kann ich einfangen.
Vor fast genau drei Jahren habe ich hier am Hexenplatz einen Fuchs beobachtet, der eine dicke Ratte im Maul hatte und vor einer Ricke mit Kitz Reißaus nahm. Später (nach seinem Frühstück) hat der Fuchs dann auf der Wiese gechillt.
Ich gehe über die Kall-Brücke zum Moor am Hoscheit. Vielleicht blüht dort ja das Knabenkraut. Auf dem Weg dorthin werde ich von meinem Reh ständig misstrauisch beobachtet. Knabenkraut, Waldhyazinthe und auch die Glockenheide blühen.
Eine Hummel umklammert ein Knabenkraut und dokumentiert auf diese Weise ihren Besitzanspruch…
Auf dem Rückweg fotografiere ich noch einige Braune Waldvögel, die ihre Flügel in der Sonne ausbreiten um sich aufzuwärmen.
Wieder am Hexenplatz angekommen, sehe ich jenseits des
Kallbaches zwei fleißige Braunkehlchen, die das Frühstück für ihre Brut zusammentragen. Ich bleibe diesseits des Kallbaches und versuche, trotz der Entfernung mit dem 300er und dem Extender scharfe, vergrößerungsfähige Fotos zu erstellen. Später erfahre ich, dass ich hier auf ein Gaunerpärchen hereingefallen bin, welches sich als Braunkehlchen ausgegeben hat. Tatsächlich aber sind es Schwarzkehlchen.
Mitarbeiter der Biologischen Station Aachen, die gerade vorbeikommen, klären den Schwindel auf. Schade, so müssen die echten Braunkehlchen sich noch gedulden.
Inzwischen hat die Sonne richtig Kraft. Jetzt rächt es sich, dass ich mich vor vier Stunden so schön warm angezogen habe. Wanderhose, darüber die BW-Nässeschutzhose und die Knieschoner, langärmliges Hemd, die wärmende BW-Steppjacke und auch noch die BW-Kampfjacke. Darüber dann die Sommer-Sonne. Und darunter ein schweißgebadeter Fotograf. Dank des Nässeschutzes kann aber keine Nässe nach außen dringen…
So sehr ich mich danach sehne, die Klamotten wieder los zu werden, die Arbeit ist noch nicht beendet. Makro-Time! Jede Menge Schmetterlinge flattern auf dem Hexenplatz umher: Braunes Waldvögelein, Schachbrett und der heißbegehrte Randring-Perlmutterfalter! Leider keine Spur vom Blauschillernden Feuerfalter. Die Zeit (Anfang Juli) dafür ist aber auch schon recht spät. Am 300er tausche ich den Extender gegen einen Zwischenring. So erwische ich den Randring-Perlmutterfalter.
Die Schachbretter jedoch flattern ständig über das Gelände ohne sich hinzusetzen. Ich immer hinterher, hinter den Schachbrettern. Ich bin bereits schachmatt, als ich doch noch ein ruhendes Exemplar entdecke und es ablichten kann.
Auf dem Rückweg zu meinem Auto werde ich von Spaziergängern und Radfahrern in kurzen Hosen und kurzärmeligen Hemden seltsam angesehen. Eine dick vermummte Gestalt mitten im Sommer, die einen auf Bundeswehr macht – komische Typen gibt’s…