Im ersten Teil meiner Enzian-Trilogie habt ihr gelernt, dass ich ohne Heino, der mir den Weg zum Eifeler Enzian gewiesen hat, den Lungenenzian nie gefunden hätte.
Heute lernt ihr unter anderem weitere Arten des blaublütigen Enzians kennen. Und zwar den Fransenenzian. Ihn gibt es in zwei Formen: den Gewöhnlichen und den Deutschen Fransenenzian.
Eine Bekannte berichtete vor Jahren stolz, dass sie in Paris beim Friseur war. Bei l’Oreal. So wie die Frisur aussah, konnte ich da nur erwidern, dass das wohl nicht L’Oreal, sondern eher Loriot gewesen sein muss. Ich weiß, das war nicht gerade galant, aber es musste raus. Was ich nur damit sagen will: so ungefähr kann man sich den Gewöhnlichen Fransenenzian vorstellen.
Die Fransen des Deutschen Enzians dagegen stehen, wie es sich für einen ordnungsliebenden Deutschen gehört, kerzengerade und exakt ausgerichtet im Zentrum.
Bevor ich mich früh morgens auf den Weg mache, redet meine Frau mir gut zu, Kamm und Föhn für den Gewöhnlichen Fransenenzian daheim zu lassen. Ich füge mich widerstrebend und packe nur meine Fotoausrüstung ein.
Der sternenklare Himmel lässt auf einen sonnigen Morgen hoffen. Deshalb will ich bei Sonnenaufgang zuerst einen Abstecher zur Krekeler Heide machen, um den Lungenenzian im Gegenlicht zu fotografieren. Du musst dich also noch gedulden, bis dieser Artikel den Fransenenzian erreicht.
Leider zieht Nebel auf und der Enzian sich zu. Trotzdem Zeit für ein Foto vom morgentlichen Lungenenzian.

In der Erwartung, dass der Nebel sich verzieht und die Blüten sich öffnen, vertreibe ich mir die Zeit mit einer Schnake, die unmotiviert im Gras abhängt.

Auch die Glockenheide lichte ich ab.

Ich erkunde zwischendurch das Gelände. Die Sonne kommt langsam hervor, und ich stoße auf dem gemähten Teil der Heide auf einen, durch das niedrige Gras fototechnisch gut zugänglichen Bestand der Herbstzeitlosen.



Nun wird es aber Zeit, dass ich mich meinem eigentlichen Ziel zuwende. Ich fahre Richtung Keldenich bei Kall. Hier gibt es den Tanzberg. Auf dem kurzen Weg von der Straße zur maßgeblichen Bergseite fotografiere ich einige Exemplare des Storchenschnabels.


Um den Tanzberg rankt sich die Legende, dass dort die gut verdienenden Bergleute unterirdisch einen großen Tanzsaal anlegten, wo sie sich in unschicklicher Art vergnügten, statt zum Sonntagsgottesdienst zu gehen. Die Strafe ließ nicht lange auf sich warten. Der Berg stürzte über den Bergleuten zusammen, keiner überlebte. Tatsächlich soll hier in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein großes Grubenunglück geschehen sein, zu dessen Gedenken bereits seit 1607 die jährliche Tanzberg-prozession stattfindet.

Am Tanzberg wurde bereits zur Römerzeit Blei gewonnen. Die Erde dort ist schwermetallhaltig, was für eine besondere Flora sorgt (gelegentlich werde ich über die Überlebenskünstler berichten, die speziell auf solchen belasteten Böden wachsen). Aber der Boden am Tanzberg ist nicht überall gleich belastet, so dass hier auch Pflanzen gedeihen, die zwar nicht auf Galmei-Böden spezialisiert sind, aber doch eine gewisse Schwermetall-Toleranz besitzen. Z.B. die Prachtnelke. Ich las irgendwo, dass es in der Eifel nur zwei Orte gibt, wo die Prachtnelke wächst. Einer davon ist eben der Tanzberg. Auf einer solchen Prachtnelke sehe ich einen Zitronenfalter. Die Prachtnelke selber sieht zwar gar nicht mehr so prächtig aus, aber dem Falter schmeckt’s.

Ich finde aber auch intakte Exemplare dieser ungewöhnlichen und sehr seltenen Pflanze, die durch ihre zerteilten Kronblätter eine erhöhte Aufmerksamkeit bei Bienen und Schmetterlingen erreicht.


Für Insekten ist der Tisch hier reich gedeckt. Der Augentrost, der hier ebenfalls wächst, findet Verwendung in der Alternativmedizin.



Auf eine Golddistel, die ich gerade ablichten will, setzt sich eine Hummel mit ihrem dicken Hintern.


Auch entdecke ich den Gewöhnlichen (Breitblättrigen) Thymian.

Zwischen den zarten Pflänzchen stehe ich plötzlich Auge in Auge mit einem Pferd. Es ist zwar nur ein Heupferd aber der grimmige Blick veranlasst mich zu Deeskalations-Maßnahmen um einer Schlägerei aus dem Weg zu gehen.


Noch 2004 gab es hier am Tanzberg einige wenige Exemplare des Kreuz-Enzians. Inzwischen ist er wohl in der gesamten Eifel nicht mehr zu finden. Meine erste Euphorie, ihn doch am Tanzberg entdeckt zu haben, wurde bei meinen späteren Recherchen sehr gedämpft. Es handelte sich wohl um ein Exemplar der Knäuel-Glockenblume.
Ich weiß, du wartest jetzt noch immer auf den Fransenenzian. Deine Geduld soll belohnt werden, so wie meine auch. Zuerst die Bilder des Gewöhnlichen Fransenenzians vom Tanzberg.








Und hier der Deutsche Enzian, den du auch massenhaft am Hundsrück (Gillesbachtal) zwischen Wahlen und Marmagen finden kannst. Und ganz nahe bei Heino, nämlich im Eschweiler Tal bei Bad Münstereifel.






Ich hatte schon im ersten Teil meiner Enzian-Trilogie erwähnt, wie wunderbar es die Natur eingerichtet hat, dass schon die Kleinsten wissen, wie gut ein Enzian schmeckt. Auch hier am Tanzberg ist die Schnapsbar gut besucht!


Eine Trilogie besteht normalerweise aus drei Teilen. Zwei Teile liegen nun in eifelpanorama vor. Auf den letzten Teil musst du voraussichtlich bis zum August nächsten Jahres warten. Warum? Dort wird es auch um die gelben Formen des Enzians gehen. Zum Beispiel um den größten und den kleinsten Enzian. Letzteren gibt es bei uns in der Drover Heide. Aber bisher habe ich ihn dort noch nicht gefunden. Natürlich werde ich für dich, lieber eifelpanorama-Fan, diesen ehemaligen Truppenübungsplatz Halm für Halm absuchen, bis ich den Enzian-Winzling gefunden habe. Auch blüht der Durchwachsenblättrige Bitterlings (den ich ebenfalls noch suchen muss) erst im nächsten Jahr wieder.
Aber nicht traurig sein, liebe eifelpanorama-Fans, bis dahin wird es noch viele andere interessante Themen geben, über die ich euch berichten kann.
Wenn Du auch besonderen Objekte gefunden hast, Solltest Du Dir den Fundort notieren. Eine komfortable Möglichkeit beschreibe ich hier: „Fundorte notieren – App statt Notizbuch„.
Nachtrag: Nun endlich, Anfang Oktober ist der dritte Teil der Enzian-Trilogie erschienen.
Total schöne Bilder und Kommentare. Vor allem sind das so klare Bilder, als ständ man selbst davor. Weiter so ;-).
Liebe Tina, lieber Bübi,
vielen Dank für euren Kommentar. Es freut mich, dass ihr auf meiner WebSite wart und dass euch meine Bilder so gut gefallen.
Ich wünsche euch ein gutes Nächtle!
Ronald
Einmalige Fotografien! Viele Grüße aus Höchenschwand
Lieber Herr Villinger,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Schön, dass Sie wieder wohlbehalten in der Heimat angekommen sind. Leider haben wir uns in Höchenschwand nicht gesehen. Pfarrer Hoyanic hat unser Splitterkreuz inzwischen toll beschildert.
Liebe Grüße aus der Eifel
Ronald Wasserrab