Mein Juni-Trip führt mich in diesem Jahr zur Orchideenblüte in den Südwesten Deutschlands.
Während der Fahrt entlang des Oberrheins mache ich Zwischenstopp an einem Gebiet, wo einige seltene Orchideen-Arten zu finden sind. Das „Fleischfarbene Knabenkraut“ ist unübersehbar. Das „Sumpf-Knabenkraut“ muss ich allerdings suchen. Nur wenige Pflänzchen dieser Spezies blühen im Moor. Auch eine Bienenragwurz mit seltsam geformter Lippe und andere Orchideen blühen dort, wie z.B. die „Weiße Waldhyazinthe“.
Gold wert sind meine Bundeswehrhosen. Zur Tarnung vor Tieren und zur Tarnung des Drecks auf der Hose. Gerade noch im Moor gelegen, kann man damit schnurstracks und unauffällig ins nächste 5-Sterne-Restaurant marschieren.
Die nächsten 2 Tage widme ich vor allem der Suche nach der „Koralle“, wie die Korallenwurz bei Orchideenliebhabern auch kurz genannt wird. Bei Immendingen wurde mir eine Fundstelle beschrieben. Auf dem Weg dorthin schaue ich in Hüfingen vorbei. Dort blüht am Kräuter-Lehrpfad prächtig der Frauenschuh. Bei Immendingen dagegen neigt sich die Orchideenblüte des „Gelben Frauenschuhs“ bereits dem Ende zu. Noch in Blüte, während das „Bleiche Waldvögelein“ in Hochblüte steht. Auch viele Nestwurzen finde ich.
Die schöne, aber todbringende „Vierblättrige Einbeere“ ist hier zahlreich vertreten. Einzelne Exemplare des kleinen, hübschen Moosauges (eine Wintergrün-Art) entdecke ich. Nur die „Koralle“ lässt sich nicht blicken. Wegen des nahenden Unwetters muss ich die Suche leider abbrechen. Ich setze sie am nächsten Tag fort. Und da entdecke ich sie, die seltene Korallenwurz. Sie gehört zu den kleineren Orchideen. Leider ist sie schon im Fruchtstand. Ich bin 2-3 Wochen zu spät.
Aber ich habe ja noch mehr Raritäten auf meiner „ToDo-Liste“ für diesen Aufenthalt. So fahre ich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe Richtung Bodensee, wo ich zur Orchideenblüte das Torfglanzkraut erwischen will. Im vorigen Jahr ist es mir mit dieser kleinen Orchidee so ergangen, wie in diesem Jahr mit der Korallenwurz: Ich hatte sie erst gefunden, als sie bereits im Fruchtstand war.
Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt: Bewegungsunfähig und voller Tautropfen sitzen die Libellen im Gemüse. Die Tautropfen auf den Augen der Libellen wirken wie Lupen und vergrößern die einzelnen Facetten der Augen.
Das Torfglanzkraut brauche ich nicht lange zu suchen. Vom Weg aus kann ich es sehen: Keine zwei Meter von mir entfernt.
Ganz in der Nähe blüht die Schwarzviolette Akelei.
Zwei Tage später fahre ich mit Editha, einer befreundeten Fotografin noch einmal hierher. Wir finden weitere Exemplare des Torfglanzkrauts.
Das kleine, sehr leicht zu übersehene Torf-Glanzkraut (auch „Sumpf-Glanzkraut“ genannt) sieht völlig unspektakulär aus, ist aber eine der seltensten heimischen Orchideen und bestandsmäßig stark gefährdet.
Gerade fotografieren wir Traunsteiners Knabenkraut, das es hier ebenfalls zahlreich gibt, als ich unmittelbar vor uns ein wahres Ungeheuer entdecke: Eine riesige Pferdebremse! Sie ist wohl bei der Eiablage und hat glücklicherweise etwas anderes zu tun, als mich irrtümlich für ein Pferd zu halten und meine zarte Haut zu durchstechen…
Blutwurz (nicht: Blutwurst), Prachtnelke und Sumpf-Storchenschnabel müssen auch noch auf die Speicherkarte (nicht: Speisekarte) gebannt werden. Neben einem Admiral und einem C-Falter (erkennbar an dem weißen „C“ auf der Unterseite der Hinterflügel) begegnen uns auf unserer Bodensee-Tour außerdem mehrere Exemplare des Mädesüß-Perlmutterfalters, ein Schmetterling, der, wie die oben genannten auch, zu den Edelfaltern gehört.
Unterwegs können wir auch noch andere Falter und eine Pyramiden-Orchis ablichten.
In einem Ried fotografieren wir ein paar Lachmöwen und eine junge Kohlmeise.
Während Editha schon wieder auf dem Heimweg ins Rheinland ist, will ich noch eine weitere Orchideenblüte suchen: Das Kleine Zweiblatt, auch Herz-Zweiblatt genannt. Am Feldberg soll es diese Orchidee geben. Ich mache mich auf die Suche. Es sind die Moospolster der ständig nassen Stellen, die ich nach den markanten, herzförmigen Laubblättern absuche. Versteckt unter einigen Heidelbeerbüschen finde ich das Objekt der Begierde endlich.
Ich fotografiere schließlich noch die kleine Orchidee mit ihren winzigen Blüten mehrfach mit unterschiedlichen Schärfeebenen. Am Computer lasse ich später die scharfen Bildteile aller dieser Aufnahmen herausfiltern, übereinanderlegen und zu einem neuen Foto zusammensetzen. Diese Technik nennt man „Focus-Stacking“. Sie wird gerne überall dort angewendet, wo man ein (unbewegtes) Objekt nicht durchgängig scharf abbilden kann. Insbesondere im Makro-Bereich ist diese Methode sehr beliebt.
Das kleine Zweiblatt ist nicht die einzige Orchidee, der ich auf meiner Feldberg-Tour begegne. Traunsteiners Knabenkraut, Fleischfarbenes Knabenkraut und die Höswurz blühen ebenfalls.
Das eine sind die hübschen und seltenen Pflanzen auf dem Feldberg, das andere die herrliche Aussicht auf dem Weg.
Mitte Juli mache ich dann noch einmal einen Kurztrip in den Südwesten zu einer ganz speziellen Orchideenblüte. Samstags fahre ich um 03:20 Uhr von zu Hause ab, treffe mich mit Peter, und wir fahren zum Bodensee, fotografieren die sehr seltene Sommer-Drehwurz und düsen um 11:00 Uhr wieder Richtung Eifel. 16:30 Uhr bin ich wieder zu Hause. Ob es noch solche Verrückten gibt?
Wenn Du solche besonderen Objekte gefunden hast, Solltest Du Dir den Fundort notieren. Eine komfortable Möglichkeit beschreibe ich hier: Fundorte notieren – App statt Notizbuch
Habe heute auch 2 sehr schöne Orchis fotographiert; auf dem Weg zum Raimartihof, da lebe und wohne ich, steht das gefleckte Knabenkraut und eine weiße Waldhyazinte in voller Blüte
Hallo Ruth Andris,
wie schön! Eine herrliche Gegend! Wie oft war ich schon am Raimartihof – aber seit längerer Zeit schon nicht mehr. Das muss ich unbedingt ändern! Wenn ich dort bin, melde ich mich!
Herzliche Grüße
Ronald Wasserrab
Hallo Ronald
Gratuliere Dir zu Deinen Interessanten und Seltenen Orchideen Aufnahme und die Geschichten dazu
LG Helmut