In diesem Jahr habe ich Gelegenheit, einige Buntspecht-Pärchen bei der Aufzucht ihres Nachwuchses zu beobachten. Großes Geschrei und zeitlich kurze Fütterungsabstände verraten die Anwesenheit einer Buntspecht-Bruthöhle.
Den Buntspecht habe ich bereits des Öfteren in meinen diversen Berichten in Wort und Bild erwähnt (siehe z.B. „Wird aus Mehlwürmern Mehl gemacht? Oder: Unsere Singvögel im Winter“). Allerdings hatte ich ihn bisher nie beim Füttern des Nachwuchses beobachtet.
Man erkennt den Buntspecht vor allem an seinen schwarzen „Zügeln“, die mich immer wieder an den Bart von Harald Glööckler erinnern. Es gibt halt die unterschiedlichsten Arten von „bunten Vögeln“…
Der Buntspecht ist wesentlich kleiner als der Schwarzspecht, über den ich hier: „Schwarzspecht-Familie – Zimmern und füttern“ berichtet habe.
Hans Walter zeigt mir abends nach einem Besuch der Urdenbacher Kämpe ein Buntspecht-Nest in der Nähe. Leider setzen Dunkelheit und Regen ein, so dass gute Fotos nicht möglich sind. Der Regen lässt auch in den nächsten Tagen das Vorhaben scheitern. Danach sind die Kleinen leider ausgeflogen.
Der nächste Tipp kommt von Fotofreundin Editha. Zweimal fahre ich von der Urdenbacher Kämpe aus, wo ich am Vormittag Eisvögel beobachtet habe (siehe: „Der Eisvogel –Aufzucht an der Urdenbacher Kämpe“), Richtung Bonn und treffe mich mit Editha in der Nähe „ihrer“ Buntspechte.
Das erste Pärchen hat sein Nest in einer toten Birke. Die Buntspecht-Höhle verrät sich durch das ständige Geschrei der Jungvögel, die offensichtlich dauerhungrig sind. Die Eltern kommen quasi im Minutentakt zum Füttern des unersättlichen Nachwuchses angeflogen.
Durch die Unschärfe des Hintergrundes, der aus Blättern und Lücken besteht, durch die der blaue Himmel zu sehen ist und durch den Lichteinfall der Sonne, wirken die ersten Fotos so bunt, als wenn es sich um einen künstlichen Hintergrund handeln würde. Später ist der Lichteinfall anders und der Hintergrund wird vor allem grün.
Editha und ich können die Buntspecht-Eltern gut beobachten, wie sie ganz in der Nähe des Nestes die Nahrung sammeln. Einmal kommen sie mit dem Schnabel voller Würmer, ein andermal mit Schnaken, dann wieder mit Ameisen. Insekten sind ja bei uns Menschen der neue Speisetrend. Wenn ich mir vorstelle, wie die Ameisen erst im Mund und dann die Speiseröhre hinunterkrabbeln… Obwohl – wie ich aus diversen Kochshows weiß, muss eine hervorragende Speise eine feine Säure haben. Und die hat man hier auf jeden Fall.
Einige Tage später treffe ich mich mit Editha zur Beobachtung der zweiten Buntspecht-Familie. Das Treffen beginnt mit einem riesigen Schreck: Während ich mir meine Fotoweste überziehe, ruft Editha: „Dein Auto rollt!“. Tatsächlich rollt mein Auto langsam auf Edithas Fahrzeug zu. Was ich nie vermutet hätte – gemeinsam schaffen wir es, das Auto rechtzeitig zu stoppen. Vermutlich nur aufgrund des matschigen Bodens, auf dem der Wagen teilweise steht bzw. rollt. Ich kann die Fahrzeugtür öffnen und den Knopf für die Handbremse betätigen. Editha erzählt mir später, dass sie zuerst reflexartig ihren Fuß vor das Vorderrad stellen wollte, um den Wagen zu stoppen. Ich erwidere, dass ich in diesem Fall wohl den ersten Dreizehen-Specht in unserer Gegend fotografieren hätte können…
Den Schreck noch in den Gliedern, wandern wir Richtung Buntspecht. Die Nisthöhle befindet sich hier in einer toten Buche. Das hiesige Buntspecht-Pärchen verhält sich ganz anders als die Buntspecht-Eltern an der Birke. Die zeitlichen Abstände der Fütterung sind größer. Außerdem scheint nur das Weibchen zu füttern. Es muss auch den Nachwuchs stets animieren, aus dem Spechtloch zu schauen, um das Futter entgegenzunehmen.
Noch ein paar Tage, und die kleinen Buntspechte werden ihre Bruthöhlen an der Birke und der Buche verlassen.
Für uns geht es allerdings bereits zum nächsten Highlight, denn der „Vogel des Jahres 2021“, der Steinkauz samt seinem Nachwuchs, warten schon ungeduldig darauf, von uns porträtiert zu werden.
Zum Schluss noch ein kleines Video von mir, das das Füttern der kleinen Buntspechte eindrucksvoll zeigt. Tipp: Nach dem Start des Videos unten rechts auf das Symbol für „Vollbild“ klicken! Den Vollbildmodus kannst Du beenden, indem Du auf Deiner Tastatur die „Esc“-Taste betätigst oder auf die gleiche Stelle im Video klickst (das Symbol ist jetzt nicht mehr rahmen- sondern kreuzförmig).
Das folgende Video wird wird im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube geladen. Es gelten die Datenschutzbestimmungen von Google.
Habe nach Buntspecht Bildern gesucht nachdem ich eine Doku gesehen habe und bin irgendwann bei Dir gelandet – ganz tolle Fotos – danke!
Hallo Holger,
das freut mich!
Viele Grüße
Ronald
Huhu Ronald,
ja, die kleinen Buntspechte sind in ihren Höhlen nicht zu überhören, wenn sie um Futter betteln.
Auf dem Bonner Nordfriedhof hatte ich dieses Jahr das Vergnügen ein paar Bilder von einer Buntspechthöhle zu machen.
Diese lag allerdings recht nah am Wegesrand und ich wollte nicht so viele Besucher auf die Höhle aufmerksam machen und deshalb blieb ich auch nicht sehr lange dort.
LG Frauke
Hallo Frauke,
da hast Du auf jeden Fall richtig gehandelt, denn das Störungsproblem durch unbedarfte Neugierige ist nicht zu unterschätzen. Wir Fotografen kennen das Verhalten der Tiere, halten Abstand und tarnen uns.
Liebe Grüße
Ronald