Natürlich gibt es bei uns in Deutschland gute Gebiete, um Hirschkäfer zu fotografieren. Z.B. bei Leichlingen oder im Diersfordter Wald bei Wesel. Aber viel näher an meinem Dorf liegt ein ergiebiges Hirschkäfer-Gebiet in den Niederlanden, unmittelbar an der Deutsch-Niederländischen Grenze.
Der Hirschkäfer hat eine entscheidende Unart: Er wird erst wach, wenn unsereins langsam müde wird. Bei Beginn der Dämmerung machen sich die ersten Exemplare auf, um die auserwählte Eiche zu erklimmen und dort die Auserwählte zu besteigen. Dort warten allerdings noch andere Verehrer, so dass unser Protagonist sich schneller als gedacht wieder am Boden der Tatsachen wiederfindet.
Und dort kannst Du ihn dann finden.
Natürlich darf man die streng geschützten Insekten nicht sammeln. Aber retten darf man sie. Durch den Hohlweg, den die Hirschkäfer sich hier als Refugium auserwählt haben, düsen mit hohem Tempo radfahr- und jogging-freudige Holländer, vor denen die armen Käfer trotz des aufgestellten Warnschildes oft nicht schnell genug flüchten können. Da ein Hirschkäfer als Briefmarke nicht überleben kann, habe ich mehrfach Grund, als Lebensretter einzugreifen. Natürlich nicht ohne vorheriges Erinnerungsfoto.
Leider sind die Hirschkäfer nicht die einzigen Insekten in dem Hirschkäfer-Hohlweg. Kumpel Peter dabeizuhaben hat zwei Vorteile: Üblicherweise findet er die Protagonisten zuerst, und üblicherweise finden die Bremsen ihn zuerst. Wenn ich dann erscheine, sind diese schon pappsatt. Heute aber bremsen die Bremsen meinen Enthusiasmus. Auch Wespen meinen, ihr Revier streng bewachen zu müssen. Meine Abwehr einer Bremse stellt sich als Fehlentscheidung heraus, denn es ist keine Bremse, sondern eine sehr wehrhafte Wespe. Meine linke Hand sieht danach tagelang aus wie ein aufgeblasener Gummihandschuh.
Aber für Dich, lieber eifelpanorama-Leser, nehme ich das natürlich gerne auf mich…
Das Fotografieren geretteter Hirschkäfer im untergehenden Sonnenlicht ist recht schwierig und stressig: Die Sonne geht schneller unter, als man glaubt und die geretteten Hirschkäfer sollen ja auch schnell an einen sicheren Ort am Fuße einer Eiche ohne Zertret- oder Überfahr-Gefahr gebracht werden.
Ich weiß schon jetzt, dass die Hirschkäfer im nächsten Jahr wieder auf ihren heldenhaften Retter warten.