Der Internationale Hürtgenwaldmarsch, – ein spektakuläres Event mit grausigem Hintergrund: Die Allerseelenschlacht 1944. Sie gehörte zu den grausamsten und längsten Schlachten des 2. Weltkriegs und ist nicht nur tief im Gedächtnis der Hürtgenwalder Bevölkerung verankert, sondern auch im Gedächtnis der Soldaten aller an den Kämpfen beteiligten Nationen.
Im Abschnitt „Über mich…“ habe ich bereits kurz darüber berichtet und auf der Seite der Links einige interessante Links dazu eingefügt. Zum Gedenken an die Allerseelenschlacht wird seit 1984 jährlich am zweiten Wochenende im Oktober der Internationale Hürtgenwaldmarsch im Hürtgenwalder Ortsteil Vossenack veranstaltet.
Soldaten und Zivilisten verschiedener Nationen (Deutschland, England, Frankreich, USA, Niederlande, Belgien usw.) nehmen an diesem spektakulären Event teil, um die Erinnerung an das furchtbare Geschehen wach zu halten und zum Frieden zu mahnen. Dies wird auch in den Reden der Vertreter der Bundeswehr und der Politik und im morgentlichen Feldgottesdienst deutlich. Bereits am Vorabend erfolgte die Kranzniederlegung am Ehrenmal in Vossenack.
„Versöhnung über Gräbern“ ist das Motto der Veranstaltung. Der Titel ist treffend, denn die Stimmung ist einerseits hervorragend, andererseits weiß aber niemand, ob er nicht auf der Marschroute an Stellen vorbeikommt, wo noch gefallene Soldaten unentdeckt in der Erde ruhen. Denn noch heute werden bei uns tote Soldaten gefunden!
Nach dem Feldgottesdienst treffe ich Renate, Peter und Richard am Meldekopf, wo auch die Feldküche und die Funkstation aufgebaut sind.
Wir gehen zum Wiesengelände nebenan, wo sich bereits einige Gruppen mit historischem Equipement (Fahrzeuge, Waffen etc.) niedergelassen haben. Aus einem der Zelte, das als Schreibstube ausgestattet ist, weht mir ein unwiderstehlicher Geruch nach Gebratenem entgegen. Zwei Frauen und zwei Männer in authentischer Kleidung befinden sich im Zelt. Einer der Männer hat sich gerade eine Scheibe Leberkäse im Kochgeschirr gebraten.
Trotz des historischen Hintergrundes ist dieses Zelt mit hochmoderner Abwehrtechnik ausgestattet:
Wie mir berichtet wird, treiben hier Mäuse-Partisanen ihr Unwesen und verwickeln die tapferen Krieger in Grabenkämpfe.
Von allen Beteiligten erhalte ich übrigens an diesem Tag problemlos die Erlaubnis zum Fotografieren für meine Website. Jede Gruppe bekommt mein Kärtchen mit der Bemerkung, dass die Bilder in ca. 1-2 Wochen auf eifelpanorama.de zu sehen sein werden.
Zwei Teilnehmer haben einen Versorgungsstand mit Munitionskisten und Benzinkanistern aufgebaut. Ich darf einen Blick in eine Munitionskiste werfen. Das, was ich hier sehe, ruft mein Entsetzen hervor. Munition, die garantiert gegen die Genfer Konventionen verstößt: Stubbis!
Neben dem Inhalt der Munitionskisten werden aber auch stolz die originalen, gut erhaltenen Fahrzeuge aus dem 2. Weltkrieg präsentiert.
Bereits vor zwei Jahren habe ich mit meinem Smartphone auf diesem Gelände historische Gruppen und Militär-Fahrzeuge fotografiert (zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken) :
Nachdem wir extra für die Kamera von zwei Soldaten ein Ständchen mit Mundharmonika und „Takt-Stock“ bekommen haben, machen Renate, Peter, Richard und ich uns auf den Weg, um einen kleinen Teil des Kall-Trails mit zu marschieren. Denn entlang der Marschroute werden immer wieder Szenen aus der damaligen Zeit möglichst authentisch nachgestellt. Das wollen wir natürlich bildlich festhalten.
Noch bevor der Weg überaus steil hinunter in das Kalltal führt, treffen wir auf den ersten Gefechtsstand. Hier ist ein Mörser mit einem Arsenal dazugehörender Granaten aufgebaut.
Ein Stück weiter kauert ein einsamer, frierender Schütze in seiner Schützenmulde.
Dann treffen wir auf einen Kampfstand, in dem sich gerade zwei Soldaten etwas zu Essen brutzeln.
Die nächste Szene zeigt zwei Soldaten, die zwar zum Rauchen, aber noch nicht zum Rasieren gekommen sind, wie der unbenutzte Rasierpinsel und der Bart beweisen.
Wir passieren das Wegkreuz. Hier an dieser Stelle fuhr damals der Sherman-Panzer mit Lieutnant Fleig auf eine Mine und blockierte den Nachschub. Einige Panzer, welche versuchten, das Wrack zu umfahren, stürzten in das tiefe Tal hinab.
Auf dem steilen Weg nach unten müssen wir höllisch aufpassen, dass wir nicht auf dem feuchten Gestein ausrutschen.
Links vom Weg hat der Feldfunk postiert.
Weiter unten liegen Schützen mit einem MG in ihrem Kampfstand.
Man fühlt sich tatsächlich in eine andere Zeit versetzt.
Aber zum Glück sind da noch die modern gekleideten Mitwanderer, die einen an die Wirklichkeit erinnern.
Uns begegnet der Geländewagen der Marsch-Überwachung, der sich den steilen Weg aufwärts kämpft.
Dort, wo der Weg nicht mehr ganz so steil ist, haben sich die Sanitäter niedergelassen und wir begutachten das Material des Verbandsplatzes.
An der am heutigen Tag geschlossenen Mestrenger Mühle verlassen wir die Marschroute und gehen Richtung Teufelsley, wo wir dann den Weg hinauf nach Vossenack nehmen. Übrigens liegt heute noch oberhalb der Mestrenger Mühle in Richtung Kommerscheidt eine amerikanische Panzerkette!
Im Zelt am Meldekopf essen wir eine Kleinigkeit und löschen unseren Durst.
Wir entschließen uns, noch einen Abstecher zum Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“ zu machen. Der Eintritt ist heute für Teilnehmer am Hürtgenwaldmarsch frei.
Das Museum beherbergt Relikte und Fundsachen aus der Schlacht im Hürtgenwald, aber auch aus dem Leben unmittelbar nach der Schlacht.
Auch eine Sonderausstellung mit Funden aus der Kelten- und der Römerzeit findet sich hier.
Vor allem aber werden die Kriegs- und Nachkriegstage so dargestellt, dass sich die hiesige Bevölkerung, die diese Zeit zu einem großen Teil noch miterlebt hat, hier wiederfindet. Eine hochwissenschaftliche Ausrichtung würde diesen Zweck verfehlen.
Hier und in der durch das Museum angebotenen Literatur, werden einem die Schrecken des Krieges erst so richtig deutlich.
Wir wollen hoffen, dass jeder, der heute am Weltfrieden herumkokelt, sich frühzeitig die Finger verbrennt, bevor das Feuer wieder weltweit ausbricht!