Dateiorganisation von Astrofotos

Dateiorganisation von Astrofotos – Ordnung muss sein!

Eine durchdachte und sinnvolle Dateiorganisation von Astrofotos kann einem viel Arbeit ersparen. Zumal auch ältere Fotos mit neueren Serien zusammengeführt werden können. Auch im Hinblick auf Aufnahmen mehrerer Nächte von einem Objekt und der Anlage von Bibliotheken ist eine durchdachte Dateiorganisation von Astrofotos unabdingbar. Wie ich meine Astrofotos organisiere, erfährst du hier.

Ich werde hier meine Gedanken und Erfahrungen bzgl. der Dateiorganisation von Astrofotos vorstellen. Sie mag vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber ich komme damit sehr gut zurecht.

Bei der Dateiorganisation von Astrofotos muss unterschieden werden zwischen der Ordnerstruktur auf dem Datenträger und der Vergabe von sinnvollen Dateinamen.

Beginnen wir mit der Ordner-Struktur. Da ich auf meiner Festplatte nicht nur Astrofotos speichere, habe ich den Ordner, der alle Astrofoto-Verzeichnisse enthält „Astro“ genannt. Das Gros meiner Astro-Aufnahmen betrifft Deep-Sky-Objekte verschiedener Sternbilder (Konstellationen). Gelegentlich fotografiere ich auch Planeten, Kometen, den Mond, Meteorströme, die Milchstraße mit Landschaft, Sternspuren und Nachtleuchtende Wolken (NLC). Die Verzeichnisse heißen demnach wie folgt: „Kometen“, „Konst“, „Meteorstroeme“, „Milchstrasse“, „Mond“, „NLC-Nachtleuchtende Wolken“, „Planeten“, „Sonne“, „Sternspuren“. Bei mir gibt es noch einige zusätzliche Verzeichnisse, die hier aber keine Rolle spielen sollen.

Dateiorganisation von Astrofotos
Dateiorganisation von Astrofotos – Astro-Verzeichnis

Das Verzeichnis „Planeten“ wird ggfls. noch mit Unterverzeichnissen für jeden Planeten belegt. Das Verzeichnis „Konst“ steht für „Konstellationen“. Dort befinden sich meine Deep-Sky-Fotos, unterteilt nach Konstellationen, also Sternbildern. Außerdem enthält das „Konst“-Verzeichnis noch ein Unterverzeichnis „__Kal“ für meine Kalibrierungsfotos (Darks). Da komme ich später noch drauf. Die Unterstriche am Namensanfang führen dazu, dass dieses Verzeichnis ganz vorne in der alphabetischen Liste steht. Es wird ja oft gebraucht.

Die Namen der Sternbild-Unterverzeichnisse bestehen bei mir aus dem Kurznamen des Sternbildes und (noch) aus dem Langnamen. Es muss ein wenig aufgepasst werden, dass der gesamte Verzeichnis-Dateinamen-Strang durch lange Namen nicht zu groß wird, denn z.B. PixInsight kann solche Namenskonstrukte nur bis zu einer Länge von 256 Zeichen bearbeiten. Notfalls sollten also nur die Namen-Kürzel als Unterverzeichnisnamen verwendet werden. Denn es geht ja noch weiter.

Dateiorganisation von Astrofotos - Das Konst-Verzeichnis
Das Konst-Verzeichnis

Innerhalb der Sternbilder folgen die Unterverzeichnisse für die einzelnen Objekte.

Verzeichnis des Sternbildes "Cas_Cassiopeia"
Verzeichnis des Sternbildes „Cas_Cassiopeia“

Bei Objekten, die ich mit Filtern aufnehme, unterteile ich das Objekt-Verzeichnis noch in „RGB“, „Duo“ und „SII“. Auch ein Verzeichnis „Schrott“ füge ich ein, um aussortierte Fotos bis zur endgültigen Löschung hier zwischenzulagern.

RGB - Duo -SII
RGB – Duo -SII

Im Falle von Mosaik-Projekten erzeuge ich in den RGB-, Duo- und SII-Verzeichnissen jeweils auch noch für jedes Mosaikfeld ein Unterverzeichnis.

Verzeichnisse für Mosaik-Felder
Verzeichnisse für Mosaik-Felder

Spätestens in den Unterverzeichnissen für die Mosaikfelder folgen die Unterverzeichnisse für die Aufnahmenächte. Zusätzlich habe ich an dieser Stelle auch Unterverzeichnisse für das Stacking („WBPP“ bzw. „SIRIL“) eingefügt.

Dateiorganisation von Astrofotos - Verzeichnisse für die Aufnahmenächte
Verzeichnisse für die Aufnahmenächte

Die Namen für die Unterverzeichnisse der Aufnahmenächte habe ich wie folgt aufgebaut: Da ich überwiegend mit dem Skript „WBPP“ von PixInsight arbeite, nutze ich die Gruppierungsmöglichkeiten für mehrere Aufnahmenächte (siehe dazu: Grouping-Keywords im WBPP-Skript  – PixInsight mag Groupies – eifelpanorama). Damit beginnen meine Verzeichnisnamen. „G_L110“ ist die Gruppe für meine Darkbibliothek. Dabei ist „L110“ der Beginn meiner Dark-Verzeichnisnamen, die im „Low Conversion Gain“-Modus („L“) mit Gain 100 („100“) + Offset 100 („10“) = „110“ aufgenommen wurden (Omegon 571C). „G_H615“ wurde im High Gain-Modus mit Gain 60 und Offset 15 und „G_E015“ im Extended Fullwell-Modus mit Gain 0 und Offset 15 aufgenommen (beides QHY268C).

Gruppen-Verwaltung in PixInsight (WBPP)
Gruppen-Verwaltung in PixInsight (WBPP)

Nach der Gruppenbezeichnung für die Aufnahme-Einstellungen/Darks folgt die Gruppe für die betreffende Nacht. Z.B. „N_03“ für die dritte Aufnahmenacht.

Dann folgen das Datum der Aufnahmenacht im Format „JJJJ_MM_TT“ und die Kamerabezeichnung („_571C“ bzw. „_QHY“).

Weil ich viel mit DSLR-Objektiven arbeite, bringe ich als nächstes die eingestellte Blende („_2-8“ oder „4-5“ usw.), sowie die Brennweite („_100“) im Verzeichnisnamen unter.

Bei Duo-Narrowband-Aufnahmen füge ich noch ein Kürzel für den verwendeten Filter („_LE“ für Optolong L-eXtreme und „_UL“ für Optolong L-Ultimate) an.

Im Verzeichnis für die Aufnahmenacht lege ich die Verzeichnisse „Lights“ und „Flats“ an. Im Falle von ungekühlten Kameras (z.B. DSLRs) kann auf keine Dark-Bibliothek zugegriffen werden, weil die Darks in der jeweiligen Aufnahmenacht erstellt werden müssen. Deshalb müssen dann noch die Verzeichnisse „Darks“ und „DarkFlats“ oder „Biases“ eingefügt werden.      

Inhalt eines Verzeichnisses für eine Aufnahmenacht
Inhalt eines Verzeichnisses für eine Aufnahmenacht

Machen wir mit den Dateinamen weiter. Aufnahme-Tools für die Astrofotografie, wie z.B. „N.I.N.A.“, bieten meistens die Möglichkeit, Einfluss auf die Benennung der Fotos zu nehmen. Der Name sollte enthalten: Datum der Aufnahme in der Form „JJJJ-MM-TT“, Uhrzeit der Aufnahme in der Form „hh-mm-ss“, Aufnahme-Temperatur in Grad Celsius mit Vorzeichen, Verschlusszeit und laufende Aufnahmenummer. Beispiel: „2022-11-01_18-47-53__-15.00_300.00s_0002“. Wer keinen Einfluss auf die Gestaltung der Dateinamen bei der Aufnahme hat, sollte statt der Verzeichnisse „Lights“, „Flats“ „Darks“ usw. Ordner mit entsprechenden Namen („2022-22-01_-15_300s_Lights“, „2022-22-01_-15_300s_Darks“, „2022-22-01_-15_2s_Flats“, „2022-22-01_-15_2s_DarkFlats“) generieren und die entsprechenden Fotos dort hineinkopieren.

Die Aufnahmen im Lights-Verzeichnis
Die Aufnahmen im Lights-Verzeichnis

Bleibt noch im Bereich der Dateiorganisation von Astrofotos die Abteilung „Kalibrierungsfotos“ bzw. „Dark-Bibliotheken“.

Weiter oben erwähnte ich bereits, dass ich hierfür ein Verzeichnis „__Kal“ angelegt habe. In diesem Verzeichnis habe ich die Unterverzeichnisse „N.I.N.A.“ und „SharpCap“ angelegt. Tatsächlich ist es so, dass sich die Fotos von N.I.N.A. und SharpCap leicht unterscheiden. Dadurch können SharpCap-Darks nicht für N.I.N.A.-Fotos verwendet werden. Eigentlich nutze ich fast ausschließlich N.I.N.A. für die Erzeugung von Deep Sky-Fotos. Dagegen verwende ich SharpCap vor allem zum Einnorden der Montierungen. Das SharpCap-Verzeichnis ist also ein altes Relikt.

Dateiorganisation von Astrofotos - Das ___Kal-NINA-Verzeichnis
Das ___Kal-NINA-Verzeichnis

Im Verzeichnis „__Kal\NINA\“ erzeuge ich für jede meiner beiden gekühlten Astro-Kameras und den verwendeten Chip-Temperaturn je ein Verzeichnis. Eigentlich erstelle ich meine Astrofotos mit einer Chip-Temperatur von -15° Celsius. Aber leider hat die QHY268C ein offensichtliches Problem mit der Temperatur-Regelung. Im Winter schießt sie gerne über die gewünschten -15° hinaus, im Sommer hat sie Schwierigkeiten, die -15° Kälte zu erreichen. Die QHY ist eine wirklich tolle Kamera. Aber ihr Kühlungsverhalten nervt manchmal.

Das hat auch den Grund, warum ich für so viele Temperatur-Abstufungen QHY-Verzeichnisse anlegen musste. Die VeTec571C ist, was die Temperaturregelung angeht, relativ unproblematisch.

Angeblich verändern sich die Darks im Laufe der Zeit, weshalb nach 1-2 Jahren neue Darks erstellt werden sollten. Ich persönlich vermute, dass sich nicht die Darks, sondern der Kamera-Sensor sich verändert und deshalb nach einer gewissen Zeit aktuelle Darks erforderlich sind. Aus diesem Grund habe ich auch die Jahreszahl den Verzeichnisnamen vorangestellt. Es folgen die Kamerabezeichnung und die Aufnahmetemperatur.   

Im Kamera-Temperatur-Verzeichnis habe ich für die von mir verwendeten Verschlusszeiten entsprechende Unterverzeichnisse erstellt. Bei der QHY zusätzlich Verzeichnisse mit der Endung „_571“, in denen auf das VeTec571C-Format gecroppte QHY-Dateien enthalten sind. Obwohl die Omegon VeTec571C und die QHY268C den gleichen Sensor verbaut haben, nutzt QHY einige Pixel mehr in der Länge und in der Breite.

Verzeichnis für die -15°-Darks/Biases der veTec 571C
Verzeichnis für die -15°-Darks/Biases der veTec 571C
Verzeichnis für die -15°-Darks/Biases der QHY268C
Verzeichnis für die -15°-Darks/Biases der QHY268C

Die vorgestellten Verzeichnis-Strukturen sind in der Praxis seit Jahren gewachsen, aber sicherlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Vielleicht hört sich der Aufbau der Strukturen kompliziert an. Aber wenn du dich auf die neuen Strukturen (mit deinen individuellen Anpassungen) einlässt, wirst du merken, wie sie deinen Astro-Alltag vereinfachen!  Deshalb: Nur Mut zur Veränderung!

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