Eigentlich wollte ich von Istein aus, wo ich den Durchwachsenblättrigen Bitterling gesucht habe, zum Kaiserstuhl fahren. Aber versehentlich verlasse ich die A5 zu früh. Gut, dann fahre ich eben über Munzingen zum Kaiserstuhl. Bis Munzingen komme ich. Da sehe ich auf dem Dach des Kirchturms ein Storchennest. Und genau gegenüber befindet sich ein Parkplatz, von dem aus ich die Storchenfamilie (2 Küken und ein erwachsener Storch) gut beobachten kann. Diese Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht entgehen.
Während ich das Storchenidyll beobachte und überlege, ob der erwachsene Storch da oben wohl alleinerziehend ist, klärt mich ein freundlicher Einheimischer auf: Nach 50 Jahren brüten die Störche wieder in Munzingen. Eine Brut (im vorigen Jahr?) ist wegen der Mittagshitze verendet und jetzt bleibt ein Elternteil immer im Nest und spendet dem Nachwuchs Schatten.
Eine Engelsgeduld hat so ein Storch. Die nicht mehr ganz kleinen Jungen betteln ständig nach Futter. Ich denke mir, die Jungen müssen warten, bis das andere Elternteil mit frischer Beute heimkehrt. Aber irgendwann beginnt der anwesende Storch zu würgen. Er hat wohl noch einen Frosch im Hals. Denn ein etwas unansehnlicher Klumpen, der wohl mal ein Frosch war (oder auch mehrere), kommt zum Vorschein und wird den „Kleinen“ quasi als Amuse-Gueule kredenzt.
Gut, dass ich meine Kindheit nicht als Storch verbringen musste. Ich wäre bestimmt verhungert.
Mehrmals machen die Jungvögel Trockenübungen für den ersten Alleinflug. Mich erinnert das an meine Trockenübungen beim Brustschwimmen.
Das eigene Nest beschmutzen die Jungstörche nicht. Sie pirschen sich rückwärts an den Nestrand und machen mit Karacho Platz für neue Würgeknollen der Eltern. Entsprechend sieht das Dach des Kirchturms aus…
Natürlich möchte ich die Ankunft des anderen Elternteils nicht verpassen. Fast 1 ¾ Stunden muss ich mich gedulden, bis eine ungewöhnliche Haltung des anwesenden Elternteils die Rückkehr des Partners vom Vergnügungs-Rundflug ankündigt.
Die Storchenfamilie ist nun komplett. Nach dem ausgiebigen Begrüßungs-Zeremoniell macht sich der erste Storch allerdings sofort auf den Weg, um auf Futtersuche zu gehen, während der Ankömmling nun das Jungvolk versorgt.
Gerne würde ich die ersten Flugversuche der jungen Störche beobachten und aufs Silizium bannen. Aber ich will ja weiter zum Kaiserstuhl…
Wie so oft: Tolle Bilder, die man so woanders nicht sehen kann. Und die Texte: lustig und spannend, weil Du die einzelnen Szenen gut beobachtet hast. Weiter so, endlich mal wieder was Gescheites im Internet!!!
Liebe Karin, lieber Klaus,
dieses Lob aus eurem Munde – vielen Dank dafür!
Wie gut, dass es die digitale Fotografie gibt. Filme hätte ich mit Sicherheit nicht genug dabei gehabt. Und vor allem hätte ich vermutlich die besten Szenen durch ständiges Filmewechseln verpasst. Nach dem „Shooting“ war ich übrigens aufgrund der Fahrzeug-Innentemperatur gar gekocht…
Liebe Grüße nach Bayern
Ronald
Hallo Ronald, wo sieht man so was heute noch? Gut gesehen und beobachtet. Klasse
LG Heidi
Hallo Heidi,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Nicht nur gut, sondern vor allem lange habe ich die Störche beobachtet. Und es war heiß. Sehr heiß!
Liebe Grüße
Ronald
Phantastische Aufnahmen von Störchen, die ich bisher so noch nicht gesehen habe. Ich bewundere Deine Ausdauer so lange zu warten, bis Papa Storch kommt und nach dem rechten sieht. Die Begleittexte wie immer „EXZELLENT“.
Liebe Katharina,
vielen Dank für deinen schönen Kommentar – Balsam für meine Seele…
Ich freue mich, dass dir der Bericht so gut gefällt!
Wir sehen uns beim Wandern.
Liebe Grüße
Ronald