Die größte heimische Eulenart ist der Uhu mit seinen mächtigen Krallen. Trotz der Größe ist er in seinem Lebensraum aufgrund guter Tarnung kaum zu entdecken. Stundenlang sitzt er wie angeklebt auf dem selben Platz. Daher hat er wohl seinen Namen „Uhu“. Frei lebende Uhus würde man niemals in der Großstadt vermuten. Aber genau dort konnte ich eine Uhu-Familie beobachten.
Beim Blaukehlchen-Fotografieren in den Niederlanden erzählt mir ein junger Fotograf, dass mitten in einer Großstadt am Rande des Ruhrgebiets regelmäßig Uhus brüten. Das weckt natürlich meine Neugier. Erstmals fahre ich mit Kumpel Peter im Mai 2017 auf dem Rückweg von einer Orchideen-Tour in Hessen zum besagten Uhu-Standort. Die mächtige Steilwand eines ehemaligen Steinbruchs umschließt zu einem großen Teil die terrassenförmig angelegten Parkplätze eines Hotels.
Zum Glück treffen wir dort einen etwas rustikalen einheimischen Eulen-Freak, ohne dessen Hilfe wir die Uhus wohl nie entdeckt hätten. Einen Altvogel können wir erfolgreich fotografieren, die Jungvögel hingegen sind aber so versteckt, dass wir lediglich ab und zu deren Bewegungen im Dickicht ausmachen können. Der Uhu-Freak erklärt uns, dass die Jungvögel immer „um Christi Himmelfahrt herum“ ihre ersten Flugübungen machen.
Leider habe ich erst ein Jahr später wieder die Gelegenheit, den Uhu zu besuchen. Im April 2018 mache ich auf dem Rückweg von Büsum (siehe: „Pralles Leben im Norden Teil III – Odinsloch und Umgebung„) zuerst einen Abstecher zum Ochsenmoor (siehe: „Pralles Leben im Norden Teil I – Im Ochsenmoor„) und danach zum Uhu-Steinbruch. Einen der Altvögel kann ich in der Felswand ausmachen, die Jungvögel allerdings nicht.
Im Mai 2019 starte ich dann endgültig die „Uhu-Offensive“. An einem Sonntag fahre ich bereits morgens zum Uhu. Den ganzen Tag hocke ich auf dem Parkplatz. Auch jetzt kann ich nur die Altvögel ausmachen, die oft von den Krähen verraten werden. Die Rabenvögel haben anscheinend keinen Respekt vor den großen Raubvögeln und fliegen Scheinangriffe (der Ornithologe nennt das Verhalten „Hassen“ oder „Mobbing“) gegen die Uhus, bis diese so genervt sind, dass sie ihren Ansitz verlassen.
Richtig interessant wird es allerdings erst am Nachmittag. Gegen 16:00 Uhr treffen die ersten Fotografen ein. Fast ausschließlich Einheimische. Im Gegensatz zu mir wissen sie, wo sich der Eulenhorst in der Steilwand befindet. Tatsächlich sehe ich jetzt auch, wie sich ab und zu eines der jungen Vögel (Ästlinge) blicken lässt.
Wir haben Glück, dass die Abendsonne die Uhus zeitweise in ein schönes Licht taucht. Um 20 Uhr ist Uhu-Essenszeit. Der Altvogel fliegt zum Horst und holt ein Aas aus dem Versteck. Das große Fressen beginnt.
Während der Uhu oben im Steinbruch die Uhu-Ästlinge mit Futter versorgt, baut unten auf dem Parkplatz, unmittelbar hinter uns Fotografen, eine Rötelmaus ihr Nest, um neues Uhu-Futter zu produzieren.
Am nächsten Tag fahre ich mit Kumpel Peter zum Eisvogel an die Ruhr mit „h“ (dagegen wohne ich in der Eifel an der Rur ohne „h“). Am Nachmittag düsen wir dann gemeinsam zum Uhu. Nach und nach treffen auch wieder die Fotografen vom Vortag ein. Obwohl Peter und ich bis etwa 21:30 Uhr ausharren, ist der heutige Uhu-Tag nicht besonders ergiebig.
Am 29.05. unternehmen Peter und ich einen weiteren Versuch. Diesmal kommen auch Karl-Heinz, Heinz und Josef, mit denen ich bereits öfter unterwegs war, dazu. Die jungen Uhus haben kräftig zugelegt und sind teilweise schon flugfähig.
Alle vier Jungen können wir heute sehen. Gegen 20 Uhr beginnen die Jungvögel die Steilwand hinaufzuklettern. Aus verschiedenen Richtungen kommen sie mit kurzen Flügen, aber meist zu Fuß herbei, um sich an einem bestimmten Punkt hoch oben auf der Abbruchkante des Steinbruchs zu treffen.
Während Peter, Karl-Heinz, Josef, Heinz und ich uns gegen 22 Uhr aufmachen, um in den äußersten Westen Deutschlands zurückzukehren, bleiben einige einheimische Fotografen noch vor Ort, um in der fortgeschrittenen Dämmerung noch Flugaufnahmen vom Uhu zu machen.
Hallo Ronald,
dies ist ein besonders interessanter Bericht. Es ist natürlich, dass die Uhus so versteckt leben; doch würden wir alle gern an ihrem Dasein teilhaben.
Und da dies nicht für alle möglich ist und für die Uhus auch nicht so gut wäre, erfreue ich mich an deinen hervorragenden Fotos.
Ich wünsche dir auch in diesem Jahr wieder viele tolle Erlebnisse in der Natur.
LG Ruth
Hallo Ruth,
lieben Dank für Deinen Kommentar!
Natürlich freut es mich sehr, dass Dir meine Berichte gefallen.
Auch Dir wünsche ich im neuen Jahr viele neue Vogelgeschichten!
Liebe Grüße
Ronald
Hallo Ronald,
wieder ein Beitrag der einen fasziniert.
Hier muß ich allerdings an meine Quelerei denken um an den Uhu in vorigem Jahr am Steinbruch zu gelangen.
Gestrüpp und rutschiger Kies waren die Schwierigkeit, um von der Abbruchkante entlich den Vogel zu erblicken.
Ich frage mich warum nisten nicht alle Vögel in der Nähe von Parkplätzen?
Es grüßt herzlich
Bernd
Ps. entschuldige mich noch nachträglich für den Lothar
Hallo Bernd,
freut mich, wieder einmal von Dir zu hören.
Ja, Du hast recht. Üblicherweise ist es recht schwierig, an den Uhu heranzukommen, ohne sich selbst zu gefährden, Verbote zu missachten oder den Uhu zu stören. Das ist der Grund, warum ich die Entfernung von ca. 100 km auf mich genommen habe, statt bei uns in der Eifel herumzukrebsen.
Herzliche Grüße
Ronald
Lieber Ronald,
die Uhu- Fotos sind einfach wunderschön geworden.
Unglaublich wie diese zum Chamäleon werden, und sich ihrer Umgebung anpassen.
So süß- die Bilder der Jungen .
Wie diese aufmerksam in deine Richtung blicken.
Mit diesen Photos hast du nicht nur Erika eine Freude bereitet.
Liebe Grüße
von Franziska aus dem Schwarzwald
Liebe Franziska,
vielen Dank für Deinen schönen Kommentar!
Habe mich natürlich sehr darüber gefreut!
Alles Weitere (auch bzgl. der Orgelstücke Takle/Boslet) schreibe ich Dir in den nächsten Tagen per E-Mail.
Bis dahin liebe Grüße
Ronald
Hochinteressanter Beitrag!
Eine ähnliche Beobachtung konnte ich vor einigen Zeit auf dem stillgelegten Schornstein des Flachbungalows meines Nachbarn machen. Dort hockte wie „denkmalähnlich“ angewurzelt und über einen Zeitraum von etwa ein bis eineinhalb Tagen ein Uhu, den ich auf den ersten Blick in der Dämmerung irrigerweise zunächst als eine Katze wahrnahm.
Die übrigen Vögel schienen mir einen großen Bogen um diesen Uhu zu machen, glaubte ich jedenfalls, könnte aber auch anders gewesen sein.
Möglicherweise war der Uhu aus dem Hambacher Forst vertrieben worden, der mit seinen ehemals 85 qkm bis auf einen kleinen Restbestand dem vielseitig angegriffenen Tagebau Hambach zum Opfer gefallen ist.
LG
Kurt
09.10.2019
Lieber Kurt,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ja, die Natur macht was sie will. Man kann sich oft nur wundern, wie anpassungsfähig viele Geschöpfe sind. Der Uhu ist eigentlich ein Standvogel. Gut möglich, dass er durch die vielen Menschen im Hambacher Forst und/oder den Tagebau vertrieben wurde.
Ich wünsche Dir eine gute Zeit!
Liebe Grüße
Ronald