Heute soll unser Dorfauto eingeweiht werden. Vor einem Jahr schon gab es bei uns in Gey ein Dorfauto. Allerdings war das nur eine Testphase. Das Auto, das nach dem Carsharing-Prinzip von den Bürgern der Ortschaften Gey, Straß, Horm und Schafberg genutzt werden konnte, war gut ausgelastet, der Test also ein voller Erfolg. Im Sommer hat unser Dorf wegen seiner Dorfauto-Initiative bereits einen Sonderpreis beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ erhalten.
Die Testphase im Rahmen des LEADER-Projektes E-ifel mobil und in Zusammenarbeit mit dem Kreis Düren ist nun seit einiger Zeit vorbei und heute wird das „richtige“ Dorfauto der Öffentlichkeit vorgestellt und seiner Bestimmung übergeben.
Am Feuerwehrhaus, dort, wo sich der Parkplatz des elektrisch betriebenen Dorfautos und die Ladestation befinden und am Pfarrheim, wo die Einweihung stattfinden soll, laufen Fernsehteams herum. Ein Reporter spricht in die Kamera, die mit den Aufklebern „SAT1“, „RTL“ und „VOX“ versehen ist. Ich fotografiere das Team und frage den Reporter, ob ich die Bilder auf meine Internetseite stellen darf. Er hat nichts dagegen.
Toll ist, dass uns das Dorfauto nichts gekostet hat. Viele großzügige Sponsoren haben sich an den Anschaffungskosten beteiligt. Darum sieht das Dorfauto auch so aus, wie die Kamera des Fernsehteams: überall Aufkleber mit den Namen und Logos der Sponsoren. Naja, Aufkleber sind es nicht, die Werbeflächen sind hochwertig lackiert. Ich frage mich, was wohl passiert, wenn der ein oder andere Sponsor bei einem Dorfauto-Unfall eine Beule bekommt. Gefördert wurde das Projekt auch durch den Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums (LEADER). Denn die Eifel ist einer der 12 LEADER-Regionen in NRW.
Im Pfarrheim wird es eng, die Ansprachen beginnen. Unser Ortsvorsteher Helmut Rösseler, der das Dorfauto-Projekt zusammen mit unserer Bürgerin Frau Sylvia Fahle managed, begrüßt die Gäste und übergibt das Wort an unseren Bürgermeister.
Auch andere, am Projekt Beteiligte müssen natürlich ihre Ansprachen halten: die stellvertretende Landrätin, der Chef des LEADER-Projektes E-ifel mobil
und der Chef der Firma Riedel & Kaiser, die damit beauftragt war, unser Wunsch-Dorfauto durch Werbepartner komplett zu finanzieren.
Er hat aus seiner bayerischen Heimat kleine Fläschchen mit „Sprit“ mitgebracht. Da das Dorfauto aber ohne Sprit fährt, mussten wir Dorfbewohner die Fläschchen selber leeren. Zum Glück ist es nicht so weit gekommen, dass jetzt das Dorfauto ungenutzt an seinem Platz steht, weil keiner von uns mehr seinen Führerschein hat.
Bevor in einem Dorf ein Auto auf die Menschheit losgelassen wird, muss es gesegnet werden. Dafür ist der Pastor zuständig. Wir folgen ihm nach draußen zum Auto. Da das Dorfauto ganz viel Segen mit ganz viel Weihwasser braucht und unser Pastor in seinem Weihwasser-Sprühgerät (Aspergill) nur wenig kühles Nass transportieren kann, hat er bei Petrus um Unterstützung nachgefragt. Der hat sie gerne zugesagt und seine Schleusen pünktlich zur Fahrzeugsegnung weit geöffnet.
Unser evangelischer Pfarrer will natürlich auch beweisen, dass er einen guten Draht nach oben hat und versucht, den Hahn wieder zuzudrehen. Es dauert aber eine Weile, bis der Regen sich verzieht.
Dann wird das Dorfauto von Sponsoren, Politikern und Bürgern ausgiebig begutachtet. Und da man mich während der Veranstaltung zum Dorfauto-Hof-Fotografen erklärt hat, muss ich viele Bilder machen. Die Dame vom LEADER-Projekt fragt mich, ob sie Bilder für ihre Pressemitteilung haben dürfe. Ich sage ihr das zu, bevor ich meinen verdienten Kaffee trinke.
Herr Riedel und Herr Kaiser erhalten von unserem Ortsvorsteher noch ein Buch: „Hölle im Hürtgenwald“. Ob die sich danach nochmal trauen, aus ihrer bayerischen Heimat in den Hürtgenwald zu reisen? Ist es da ein Wunder, dass ich immer so gerne aus der Hölle im Hürtgenwald in das Dorf am Himmel nach Höchenschwand fahre?
Von meinen beiden Freundinnen Gudrun und Gertrud mache ich noch ein Foto. Normalerweise versorgen sie Bedürftige bei der Dürener Tafel. Heute haben sie für unser leibliches Wohl gesorgt.
Bevor ich nach Hause eile, um die Fotos einzuspielen, packt Gudi mir noch ein paar Brötchen ein. Vor lauter Fotografieren habe ich noch gar nichts gegessen.
Wie alle Bewohner von Gey, Straß, Horm und Schafberg, bin auch ich berechtigt, das Dorfauto zu nutzen. Nach Höchenschwand kann ich damit natürlich nicht fahren. Es hat ja nur eine Reichweite von ca. 100-150 Kilometer. Aber ich könnte es zum Einkaufen nutzen oder ich buche den speziellen Disco-Tarif, um abends zur Disco zu kommen, weil nachts ja kein Bus fährt. Aber ich glaube, das überlasse ich dann doch besser den jungen Leuten…
Auf jeden Fall ist das Dorfauto eine Bereicherung. Und wenn du das Dorfauto als „Berechtigter Bürger“ fahren willst, dann wendest du dich an Frau Fahle, die die Reservierungen vornimmt. Oder noch besser: geh in das Online-Buchungsportal unseres Dorfautos http://www.gey.mobilesdorf.de/
Hier noch einige Links über die Dorfauto Gey-Berichte:
Ein Dorfauto für alle (Tagesschau)
Dorfauto Gey: Ein Auto, das jeder fahren darf (Belgisches Fernsehen)
Das Dorfauto in Gey ist voll ausgelastet
Wie Gey zu seinem Dorfauto kam
Das Dorfauto startet in der Eifel
Offizieller Start des neuen „Dorfauto Gey“
Ein Elektroauto für alle Geyer
In der Eifel – Ein Auto für ein ganzes Dorf Anmerkung 17.06.2021: Beitrag leider nicht mehr verfügbar
Die folgenden Flyer-Seiten informieren dich über das Procedere und die Miet-Preise unseres Dorfautos:
Lieber Ronald,
klasse, ein ganz toller Bericht.
Bessser kann man die Geschehnisse um „unser Auto“ ja wohl kaum zusammenfassen.
Beste Grüße sendet
Achim
Lieber Achim,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Wie ich im Filmbericht von SAT1 sah, bist du ja schon mit unserem Dorfauto Gey gefahren. Das habe ich noch vor mir. Wie ich von Helmut hörte, hat Frau Fahle das Dorfauto heute beim Straßenverkehrsamt zugelassen. Es kann also losgehen.
Herzliche Grüße
Ronald
Finde ich super. Chris und ich hatten einen Bericht darüber im Fernsehen gesehen, weiß nur nicht mehr welches Programm.
Typisch Gey, immer mit der Nase vorne an. Klasse
LG Heidi
Hallo Heidi,
danke für deine Kommentar.
Ja, genau. So sind wir Geyer – Sturzflug auf die neuesten Dinge. Die Nase nicht hoch, aber immer voraus. Das sähe anders aus, wenn wir solche Leute wie unseren Ortsvorsteher Helmut nicht hätten!
Liebe Grüße
Ronald