Lange habe ich daran gearbeitet, Wanderfreunde aus unserem Verein mit nach Höchenschwand zu nehmen, dort zu wandern und auf der alljährlichen Schlemmermeile zu feiern. In diesem Jahr war es nun soweit. Darüber möchte ich heute berichten.
Peter kommt einige Tage nach mir in Höchenschwand an, um mit mir gemeinsam die äußerst seltenen Orchideen „Blattloser Widerbart“ und „Herbst-Wendelähre“ , sowie den seltenen Enzian mit dem Namen „Blauer Sumpfstern“ zu fotografieren, deren Standort ich inzwischen kenne.
Am Montag trifft Marion ein und am Dienstag holen wir Marianne, Katharina, Renate und Henry vom Bahnhof Seebrugg ab. Nachdem alle in ihre Unterkünfte eingecheckt haben, machen wir einen Dorfrundgang. Besondere Beachtung findet natürlich das Splitterkreuz aus Hürtgenwald, das in der Pfarrkirche Höchenschwand hängt und die Freundschaftstafel. Ich gebe ein kurzes Konzert an der Höchenschwander Orgel.
Bestaunt werden auch die Strohskulpturen aus dem letztjährigen Strohskulpturen-Wettbewerb, der alle 2 Jahre in Höchenschwand ausgetragen wird. Begeistert sind wir von der Nachbildung der Strittberger Kapelle am Hotel Nägele.
Abends gehen wir zu meinem Freund Marco Sportolaro in die Hacho-Stube, wo wir lecker essen.
Lotenbachklamm und Wutachschlucht
Am nächsten Tag geht es zur Wutachschlucht. Leider ist sie teilweise gesperrt. Ausgerechnet der romantische Wiedereintritt der Wutach ist unzugänglich. Wir fahren deshalb zuerst zur Lotenbachklamm und bewältigen den wildromantischen Aufstieg bis zum Parkplatz oberhalb der Klamm.
Marion, Renate, Peter und ich steigen die Klamm wieder hinunter und holen die anderen mit den Autos ab. Es geht nach Bachheim. Von dort steigen wir in die Wutachschlucht hinab und nehmen den Weg Richtung Wutachversickerung über den neuen Rümmelesteg. Die alte Brücke, die nicht mehr über das gesamte Flussbett reicht, sehen wir vom neuen Rümmelesteg aus.
An der Versickerung mit der hohen Felswand machen wir ausgiebig Rast.
Wir haben jede Menge Spaß und es gibt viel zu Lachen. Das versüßt uns den beschwerlichen Aufstieg zurück nach Bachheim. Oben werden Spielgeräte und Liegebänke ausgiebig getestet, bevor wir mit den Autos zurück nach Höchenschwand fahren.
Im Höchenschwander Loipenhaus erfrischen wir uns mit kalten Getränken. Einige essen auch von dem leckeren Kuchen, den es hier gibt. Zum Abendessen treffen wir uns in der Georgsklause, wo man gut bürgerlich essen, und gleichzeitig bei Livemusik schwofen kann. „Fummelbunker“ haben wir das Lokal früher genannt, weil sich dort die Kurschattinnen mit ihren Kurschatten trafen.
Geburtstag, Titisee und St. Blasien
Am Donnerstag beginnt der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück. Marianne hat Geburtstag. Das herausragende unter den Geburtstagsgeschenken ist eine Universalhose, die Marianne auch sofort anprobiert.
Nach dem opulenten Frühstück geht es nach Titisee. Wären da nicht die deutschen Nummernschilder an den Autos, man würde glauben, in China oder Japan zu sein. Große Gruppen von Asiaten mit Fahne schwenkenden Führern durchstreifen den Ort. Der Renner scheinen Hartschalenkoffer zu sein, denn jeder zweite Asiate zieht einen noch original verpackten Koffer hinter sich her. Vermutlich werden die Dinger sogar in Asien hergestellt, hier gekauft und nun an ihre Geburtsstätte zurückgebracht.
Wir bewundern die vielen Uhren in allen Größen und Preisklassen. Am interessantesten jedoch ist ein Automat am Strand: Das Liebesbarometer.
Von Titisee aus fahren wir nach St. Blasien, wo wir den herrlich hellen Dom und das Städtchen besichtigen. Neben dem Dom findet das romantisch alte Schwarzwaldhaus der Schmidt-Arkaden große Beachtung.
Abends treffen wir uns zu einem Grillabend im Hotel Nägele. Hier essen wir zusammen mit unserem Ortsvorsteher aus Gey, seiner Frau, seinem Bruder und seiner Schwägerin. Die vier sind heute in Höchenschwand eingetroffen. Morgen wollen sie in Freiburg „shoppen“ gehen.
Stimmungsring und Gondel: Zum Feldberg und vom Gipfel nach Menzenschwand
Wir aber düsen nach Menzenschwand, stellen die Fahrzeuge dort ab und fahren dank Konus-Karte kostenlos von dort mit dem Bus nach Schluchsee, mit dem Zug nach Bärental und einem weiteren Bus zum Feldberger Hof. Im
Naturfreundehaus erstehen wir diverse Andenken. Vor allem die beiden Stimmungsringe, die Marianne und Renate erwerben, werden uns die nächsten Tage immer wieder beschäftigen.
Die Gondel befördert uns hoch zum Bismarckdenkmal, von wo aus man einen herrlichen Blick hinunter zum Feldsee hat.
Im Preis der Gondel ist der Eintritt zum Feldbergturm enthalten. Wir fahren mit dem Aufzug die 11 Stockwerke bis zur Aussichtsplattform hinauf und genießen von dort oben die Aussicht auf die nähere Umgebung. Sehr weit können wir leider nicht schauen. Es ist sehr kalt und der Feldberg wird teilweise in Wolken gehüllt.
Nach der Turmbesteigung (oder besser: Befahrung) gehen wir zum Gipfel des Feldbergs.
Das Wetter bessert sich langsam, und wir machen uns auf den Weg über den Feldbergpass hinunter nach Menzenschwand. Die Highlights am Albweg sind die Kluse und die Albfälle, die wir durchsteigen.
Fassanstich, Freibier, Spanferkel und Feuerwerk: Erster Tag der Schlemmermeile in Höchenschwand
Unser Abendessen, vornehmlich Nudeln und Pizza, nehmen wir im Da Vinci ein, einem italienisches Restaurant in Höchenschwand, das von Portugiesen geleitet wird.
Der Samstag steht ganz im Zeichen der Schlemmermeile. Um 11:00 Uhr ist Fassanstich an der Dorfschmiede. Der Bürgermeister kommt an unseren Tisch und begrüßt uns. Dann schreitet er zur Tat und schlägt das Freibier-Fass an.
Herr Pichler, der Lokalreporter, macht ein Bild von unserem Tisch. Man kann es in der Bildergalerie der Schlemmermeile im Südkurier bewundern. Es ist das Bild Nr. 16.
Meine Kolping-Geschwister aus der Kolping-Familie Höchenschwand-Häusern (deren Gründungsmitglied ich bin) und meine Sangesschwestern und –brüder aus dem Kirchenchor haben wieder ihren Trödelstand aufgebaut. Der Erlös geht zu einem großen Teil an Josef Neuenhofer und seine Straßenkinder.
Große Beachtung findet natürlich auch das sich auf dem Grill drehende Spanferkel von Marco Sportolaro vor der Pension Linde.
Bevor es am späten Nachmittag wieder auf die Schlemmermeile geht, machen wir einen Erholungsspaziergang Richtung Heppenschwand und über den Sonnenweg zur Marienkapelle und zum Loipenhaus.
Am Abend sitzen wir beim Spanferkel vor der Linde und lassen es uns gut gehen.
Um 23:00 Uhr wird das große Höhenfeuerwerk abgebrannt, das für solch einen kleinen Ort wie Höchenschwand einen beachtlichen Umfang hat. Peter und Henry fotografieren es, während ich die letzten vier Minuten des Feuerwerks mit meiner IXUS freihändig filme. Du kannst dir den Film hier ansehen:
Nach dem Feuerwerk gehen wir zu Henning an die Bar. Er hatte Peter und mir im vorigen Jahr sein Spezialgetränk spendiert, das ich unserer Truppe nicht vorenthalten will. Also trinken wir zwei Runden Wodka-Karamel. Danach geht es wieder mit Bier weiter. Zwischendurch klappern wir auch noch die Schaufenster der Höchenschwander Läden ab, denn dort sind die Buchstaben versteckt, die wir zur Lösung des Schlemmermeilen-Gewinnspiels brauchen. Ein harter Abend!
Kräuterstrauß, Rothaus, Hüsli und Tiefenhäuserner Moor: Zweiter Tag der Schlemmermeile
Am Sonntag gehen Henry und ich in die Messe. Maria Himmelfahrt wird gefeiert. Henry und ich erhalten jeder einen geweihten Kräuterstrauß.
Nach der Messe fahren wir mit den anderen zuerst nach Rothaus in die Staatsbrauerei. Wir wollen doch sehen, wie und wo das Zeugs gebraut wird, das wir in Höchenschwand dauernd in uns hineinschütten.
Einen Abstecher zum nahegelegenen Hüsli, wo die Außenaufnahmen von Professor Brinkmanns Haus in der Schwarzwaldklinik gedreht wurden, lassen wir uns nicht nehmen.
Dann geht es zum Tiefenhäuserner Moor bei Höchenschwand. Ein Naturkundliches Kleinod. Breitblättrige Stendelwurz (eine Orchidee), Rosmarinheide, Sonnentau, Preiselbeeren, Rauschbeeren, Blaubeeren, Moosbeeren und Bärlapp können wir bewundern.
Um 17:00 Uhr geht es dann in den Kurpark, wo Sebastian Stiegeler, der Kurdirektor, die Preise des Gewinnspiels verteilt. Das erste Los wird gezogen: Es ist die Karte von Peter! Er gewinnt ein Duftöl mit der Note „Kaminfeuer“.
Abends sitzen wir an der Dorfschmiede.
Schluchsee und Handwerker-Hock und Blitzeinschlag: Letzter Tag der Schlemmermeile in Höchenschwand
Am Montag machen wir eine Tour am Schluchsee entlang. Von der Staumauer aus geht es zum Unterkrummenhof, wo wir Rast machen.
Bis zur Anlegestelle bei Aha wandern wir noch. Dort nehmen wir das Schiff zurück zur Staumauer. Kaum haben wir das Schiff betreten, beginnt es zu schiffen. Und wie! Aber wir sitzen ja jetzt im Trockenen.
Die Schlemmermeile wird traditionell mit dem Handwerker-Hock beim Kirner (Dorfschmiede) beendet. Es heißt zwar Handwerker-Hock, ist aber eine Veranstaltung für alle. Da dürfen wir nicht fehlen! Viele meiner Freunde und Bekannten aus Höchenschwand sehe ich heute. Einige setzen sich kurzzeitig an unseren Tisch und halten mit uns ein Schwätzchen.
Plötzlich ein Blitz und direkt darauf ein riesiger Knall. Nein, kein terroristischer Anschlag, sondern ein natürlicher Blitzeinschlag in das Lebensmittelgeschäft am Ort. Wie wir später erfahren, hat der Blitz in die Elektrik eingeschlagen. Auch wir haben am nächsten Morgen aufgrund der Reparaturarbeiten vorübergehend keinen Internet-Zugang mehr.
Abschiedsfrühstück und Schwalbenwurzenzian: Abreisetag
Heute, am Dienstag, heißt es Abschied nehmen. Marianne hat für uns ein Abschieds-Frühstück in der Pension Linde organisiert. Mittags bringen Peter und ich die Freunde zum Bahnhof nach Seebrugg, wo sie den Zug Richtung Freiburg nehmen.
Peter und ich fahren an den Mindelsee, um den Schwalbenwurzenzian zu fotografieren. Wir finden ein prächtiges, gut einen Meter hohes Exemplar. Danach macht sich auch Peter auf den Weg zurück in die Heimat, während ich noch einige Tage in Höchenschwand bleibe.
Alle sind sich einig: Das war ein wunderschöner Urlaub! Wir haben viel gesehen und hatten jede Menge Spaß! Das ist sicher eine Wiederholung wert!
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